Dass es in der Soziologie – wie in anderen Sozialwissenschaften auch – kein einheitliches Verständnis von Theorie gibt, wird häufig kritisiert. Regelmäßig werden auch Vorschläge gemacht, wie dieser als unbefriedigend interpretierte Zustand überwunden werden könnte. Dagegen sind die bisherigen Analysen des Phänomens noch nicht weit gekommen. Der Text schlägt vor, Multiparadigmatik als einen der Effekte der Beschäftigung mit autopoietischer – multilogischer, sich selbst verändernder, immer verschiedener – Realität zu sehen: Diese Komplexität des Themas ist monoparadigmatisch nicht befriedigend zu behandeln, da dabei nicht alle Dimensionen sozialer Realität zugleich und gleich gut erfasst werden. Gleichzeitig können Theorien hier nicht mit rein denotativen Mitteln (wegen der damit verbundenen Reduktionskosten) arbeiten und greifen daher zu konnotativen Mitteln, was mit spezifischen Problemen und Risiken verbunden ist. Dazu gehören auch im Text ausführlicher diskutierte Auswirkungen auf die Institutionalisierung soziologischer Theorie. Dennoch ist Multiparadigmatik eine Form der Stabilisierung von notwendig heterogenen Perspektiven.