»Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel aller Kreaturen« beginnt ein Gedicht von Novalis von 1800, der darin Kritik an der Quantifizierung der rationalistischen Moderne übt. Romantisch ist Steffen Maus Kritik an der Quantifizierung des Sozialen nicht, dafür soziologisch umso ertragreicher. In Das Metrische Wir trägt Mau Phänomene zusammen, die – auch wenn sie vielen bekannt sein mögen – in ihrer Zusammenschau den soziologischen Blick auf die Gegenwart verändern. Die Stärke des Buches liegt in der Synthetisierung von Einzelphänomenen. Diese reichen von der Bewertung der Kreditwürdigkeit von Personen über Universitätsrankings bis zum Gebrauch von Apps zur Steigerung des individuellen Gesundheitsverhaltens. Sie unterscheiden sich in Bezug auf die Ziele und Akteure der Quantifizierung. Gemeinsam aber ist diesen Phänomenen eine bestimmte Rationalität, die Steffen Mau in zehn Kapiteln entfaltet: Die Numerokratie gibt vor, nur zu messen und so die Wirklichkeit durch Zahlen handhabbar und steuerbar zu machen. Tatsächlich aber greift sie tief in die soziale Welt ein, strukturiert diese anhand bestimmter normativer Vorstellungen des Effektiven und bringt eigene Wertigkeiten hervor. Die Zuschreibungen von Wertigkeiten übersetzen sich in Hierarchien, wodurch Quantifizierung bestimmte Wertigkeitsordnungen institutionalisiert und auf diese Weise nicht nur Ungleichheiten abbildet, sondern auch verstärkt oder hervorbringt. Es ist dieser Fokus auf die Ungleichheitsdimension, der Das metrische Wir besonders lesenswert macht.