Ausgangspunkt des Beitrags ist die These, dass es im Anthropozän für die Soziologie fragwürdig geworden ist, sich alleinig auf menschliche Gesellschaften zu konzentrieren. Die der Soziologie zugrunde liegende ontologische Trennung von Natur und Gesellschaft ist zu überwinden, allerdings unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen Leben und Materie. Abiotische Entitäten haben keine Kapazitäten für Subjektivität, Absichten, Gefühle oder zeichenhafte Kommunikation – im Gegensatz zum Bereich tierlicher Agency. Darauf aufbauend sollen eine verallgemeinerte Gabentheorie, Konzepte der Konvivialität sowie speziesübergreifender Zusammenarbeit (Symbiose) entwickelt werden, die die Soziologie in neue Richtungen führen soll. Anvisiert wird eine speziesübergreifende Theorie der Gabe, die begreifbar macht, was es heißt, nichtmenschliche Wesen als Geber anzuerkennen, im Sinne von Bündnissen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen. Mit Symbiose wird soziologisch daher das speziesübergreifende kooperative Zusammenleben bezeichnet. Symbiose bildet eine Unterkategorie von Konvivialität als Minimalform einer gelingenden Sozialität, die wiederum auf Gabebeziehungen beruht.