In den letzten Jahren hat der Druck, sich als Mediziner nicht nur am Ziel der Gesundung der Patienten, sondern auch am Ziel der Kostenbegrenzung zu orientieren, erheblich zugenommen. In diesem Prozess verschieben sich zuerst die Kommunikations- und dann auch die Machtverhältnisse, es gibt Mahnungen, Vorwürfe und Gegenvorwürfe, Verhandlungen, Neuerungen, Widerstände gegen diese Neuerungen und so fort. Bei diesem Wandel muss der Ärztestand letztlich in Übereinstimmung mit sich selber bleiben, und das heißt vor allem, in Übereinstimmung mit dem jeweils geltenden Berufsethos. Dessen tradierte Gestalt ist nicht sakrosankt. Wichtig ist jedoch, dass sie sich nicht unter der Hand ändert: Die gesellschaftliche, auch gesellschaftlich akzeptierte Außendarstellung des Arztberufs und die tatsächlichen Verhältnisse dürfen nicht auseinander fallen. Deswegen sind in Zeiten solchen Wandels innerhalb der Profession wie auch über ihre Grenzen hinweg ausführliche Reflexions- und Kommunikationsprozesse erforderlich. Der vorliegende Beitrag stellt begriffliche Unterscheidungen und ethische Gesichtspunkte vor, die relevant sind, wenn man sich fragt, ob Patientenorientierung und Kostenorientierung miteinander kompatible berufsethische Orientierungen sind. Thematisiert werden unter anderem die Institutionalisierung finanzieller Leistungsanreize, die Forderung nach ‚Rationalisierung‘, einschließlich der damit gegebenenfalls zugleich geforderten effizienzorientierten Ressourcenallokation, sowie der Sonderstatus akutmedizinischer im Unterschied zu präventiven Maßnahmen.