Suchmeldung: Ein Tremissis des Honorius aus der Sammlung Apostolo Zeno
Zusammenfassung:
Vorgestellt wird ein Tremissis des Kaisers Honorius, der im Jahr
2018 aus der Sammlung des Archäologischen Museums der
Universität Münster gestohlen wurde. Das Exemplar stammt
ursprünglich aus der historischen Sammlung Apostolo Zeno. Die
Bekanntmachung des Verlustes verbindet sich mit der Hoffnung auf
Rückführung.
Schlagworte:
Honorius
https://www.wikidata.org/wiki/Q159798, Tremissis
http://nomisma.org/id/tremissis, Apostolo Zeno
https://www.wikidata.org/wiki/Q349507, Kunstraub
Keywords:
Honorius, Tremissis, Apostolo Zeno, art theft
Im November 2018 ist unter
ungeklärten Umständen eine Goldmünze, ein Tremissis des Kaisers
Honorius (393–423 n. Chr.), aus der Sammlung des Archäologischen
Museums der Universität Münster gestohlen worden. Der Diebstahl
wurde am 19.11.2018 bei der Staatsanwaltschaft Münster
angezeigt, ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet[1].
Am 30.1.2019 wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt, weil
ein Täter nicht ermittelt werden konnte.
Im Folgenden soll die Münze bekannt
gemacht werden. Sollte das Exemplar in den Handel gelangen,
bitten wir um Mitteilung an das Archäologische Museum der
Universität Münster oder an die Staatsanwaltschaft Münster.
Die Münze ist unter der
Inventarnummer
M 2653 im Archäologischen Museum der Universität Münster
inventarisiert. Es handelt sich um einen Tremissis des Kaisers
Honorius aus der Münzstätte Ravenna:
Honorius (393–423
n. Chr.)
Tremissis, Ravenna, AV,
1,49 gr., 13 mm, 12 h
Av.: D N HONORI-VS P F AVG. Drapierte
Panzerbüste des Honorius mit Perlendiadem n. r.
Rev.: VICTORIA – AVGVSTORVM. Victoria
n. r., Kranz in der erhobenen Rechten und Kreuzglobus in der
vorgestreckten Linken. Im Feld l. und r. R – V, im Abschnitt COM
RIC X Nr. 1289 (fehlerhafte Rückseitenbeschreibung); Cohen
VIII 2(1892, ND 1930) 185 Nr. 47; Depeyrot 1996, 189
Nr. 10/1
Der Münztyp wird von Philip Grierson
und Melinda Mays einer Prägung zwischen 402 und 408 n. Chr.
zugewiesen[2].
Der Münztyp ist nicht selten und wird im RIC mit einer
Häufigkeit von »R2« angegeben. Einen besonderen Wert hat das Münsteraner
Stück aber wegen seiner Herkunft: Das Exemplar stammt aus der
Sammlung Apostolo Zeno, die einen wichtigen Grundstock der
Münsteraner numismatischen Sammlung bildet. Der venezianische
Gelehrte Apostolo Zeno (1668–1750) hatte eine umfangreiche
Münzsammlung zusammengetragen, die er 1747 an das Kloster St.
Florian nahe Linz verkaufte. Das Kloster wiederum veräußerte die
Sammlung, von der große Teile 1955–1957 im Auktionshaus
Dorotheum in Wien versteigert wurden[3].
Im Auktionskatalog ist der Tremissis unter der Nummer 2394
gelistet und er wurde 1956 aufgerufen. Peter Berghaus
ersteigerte für die Universität Münster und für das LWL-Museum
für Kunst und Kultur in Münster nennenswerte Anteile der
Sammlung Apostolo Zeno. Insgesamt 773 überwiegend römische
Münzen gelangten auf diese Weise in das Archäologische Museum
der Universität Münster. Mit der Sammlungsgeschichte dieser
historisch wertvollen Kollektion hat sich Roberto Tomassoni in
seiner 2021 in Venedig und Münster abgeschlossenen Dissertation
ausführlich befasst[4].
Das Münsteraner Exemplar wurde 2012
publiziert[5].
Der Erhaltungszustand ist gut. Das Stück wurde auf einem etwas
zu kleinen Schrötling geprägt, so dass die Randbegrenzung nur
teilweise erhalten ist. Auf der Vorderseite deutet eine flaue
Prägung am Kinn, am Hinterkopf und im Bereich des ersten Teils
der Legende auf einen häufig benutzen Stempel. Markant ist auch der horizontal
geführte Schnitt, der an der Wange, dem Ohrläppchen und im
Nacken Spuren hinterlassen hat. An der Nase ist ein deutlicher
Riss parallel zum Nasenrücken zu erkennen und am Auge eine
Fehlstelle. Am Hals sind senkrechte parallel geführte
Kratzspuren sichtbar. Die Rückseite ist gut geprägt,
abgegriffene Bereiche sind der Kopf der Victoria, der
Kreuzglobus und das Gewand.
Es steht zu hoffen, dass durch diese
Suchmeldung das Exemplar aufgefunden, identifiziert und in die
Münsteraner Sammlung restituiert werden kann, damit dieser
bedeutende Teil der Sammlung Apostolo Zeno wieder in seiner
Gesamtheit Forschung und Lehre zugeführt werden kann.
[1] Aktenzeichen: 62 UJs
367/19.
[2] Grierson – Mays 1992,
200. 202 Nr. 737.
[3] Dorotheum Wien,
Sonder-Münzenauktion. Sammlung Apostolo Zeno 1668–1750
I–III (Wien 1955–1957).
[4] Tomassoni 2021. In
seiner noch unpublizierten Dissertation ist der
Tremissis S. 395 als Nr. 630 verzeichnet.
[5] Tenchova 2012, 151 Nr.
13.