Neuere Arbeiten zur Entscheidungsforschung zeigen, daß Personen je nach Situationsanforderungen unterschiedliche Entscheidungsstrategien anwenden und daß der Strategiewahl eine Kosten-Nutzen-Analyse zugrunde liegt. Die vorliegende Arbeit untersucht nun den Einfluß der Handlungskontrollmodi Handlungs- und Lageorientierung auf die Auswahl von Entscheidungsstrategien. In einem Laborexperiment hatten Studenten bezüglich verschiedener Würfelspiele zu entscheiden, ob sie diese wagen wollten oder nicht. Die Entscheidungszeit war für je die Hälfte der Versuchspersonen begrenzt bzw. nicht begrenzt. Es zeigte sich, daß insbesondere bei begrenzter Entscheidungszeit Lageorientierte eine zeitaufwendige, aber gleichzeitig auch hohe Entscheidungssicherheit versprechende Erwartungs- x Wertstrategie bevorzugten, Handlungsorientierte dagegen eine zeitsparende, aber gleichzeitig wenig sichere reine Erwartungsstrategie. Dieser Unterschied wird dadurch erklärt, daß Lage- im Vergleich zu Handlungsorientierten größere Angst vor Fehlentscheidungen und deren negativen Konsequenzen haben. Diese Angst geht in die Kalkulation der Kosten einer Entscheidungsstrategie ein und legt die Wahl komplexer, zeitaufwendiger und sicherer Strategien nahe. Ergebnisse einer nachfolgend durchgeführten Fragebogenstudie stützen diese Interpretation. Abschließend wird die Bedeutung psychologischer Kosten für den Entscheidungsprozeß diskutiert.