Das Problem von Reaktivität in der Interviewsituation ist ein zentrales Problem für die empirische Sozialforschung. Verschiedene theoretische Ansätze haben versucht, die Verhaltensprozesse während des Interviewverlaufs zu thematisieren und in ein instrumententheoretisches Konzept zu integieren. In diesem Beitrag soll.anknüpfend an wert-erwartungstheoretische Ansätze, versucht werden, die Relevanz instrumententheoretischer Konzepte auch empirisch hervorzuheben. Dabei wird der Schwerpunkt auf den empirischen Nachweis situationsbezogener Verzerrungseinflüsse (Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Intervieweinstellungen) gelegt. Die empirische Überprüfung erfolgt mit Hilfe eines nach inhaltlichen Gesichtspunkten Kausalmodells und Daten einer speziell dafür angelegten Untersuchung. Der multiple Gruppenvergleich dieses Kausalmodells zeigt, daß Intervieweinflüsse nach unterschiedlichen Situationsbedingungen, die über das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung spezifiziert werden, ermittelt werden können. Die Identifikation und Erklärung von Verzerrungseinflüssen in der Interviewsituation wird durch instrumententheoretische Konzepte daher nicht nur theoretisch, sondern auch empirisch möglich.