Sequenzielle Proteinidentifizierungen auf Basis massenspektrometrischer Untersuchungen aus Bier- und Brauprozessproben sind in Brauereien selten. Routineanalytiken basieren eher auf einfachen und/oder colorimetrischen Proteinquantifizierungsmethoden oder der oberflächlichen Beurteilung der Malzrohstoffqualität. Die wenigen Proteinstudien, die genaue Angaben zu Proteinidentifizierungen auf molekularer Ebene machen, umfassen in der Regel 2D-gelelektrophoretische Trennungen und anschließende MALDI-Analysen.
Ziel dieser Doktorarbeit war die Entwicklung von Analysetechniken, die auf eine Kombination von Flüssigchromatografie und Elektrospray-Massenspektrometrie (LC-ESI-QTOF-MS) zurückgreifen und dabei unabhängig von einer vorweggeschalteten gelelektrophoretischen Trennung Analysen komplexer Proteinproben ermöglichen. Anstelle dieser wurde eine Waters HPLC-Anlage getestet und ein UPLC-System mit höherer Trennleistung genutzt. Die Analytik mit beiden Systemen wurde dahingehend optimiert, dass die anschließenden (nano)ESI- und ESI-QTOF-MS und -MSMS Analysen möglichst detaillierte Ergebnisse lieferten. Die einleitenden Analysen mit Proteinstandards wurden hauptsächlich auf der HPLC-Anlage betrieben, wohingegen zur Methodenentwicklung und -optimierung die UPLC genutzt wurde. Dabei konnten die Vorteile dieses Systems voll ausgenutzt werden. Sowohl "Top Down" wie auch "Bottom Up" Methoden wurden entwickelt, wobei auf eine mögliche Anpassung der Methoden an zukünftige Forschungsfragestellungen geachtet wurde. Während dieser Studie wurden Malzextrakte (gushend und nicht gushend), Brauprozessproben, Bier- und Trubproben untersucht. Protein Z and nLTP1 Proteinstandards wurden im Detail analysiert. Neben der möglichst genauen Darstellung des Proteoms der einzelnen Proben lag der Forschungsschwerpunkt auf der Entdeckung neuer, bisher noch nicht im Zusammenhang mit diesen Proben erwähnter Proteine.
In der letzten Phase der Doktorarbeit wurde eine holistische Methode entwickelt, die sowohl "Top Down" als auch "Bottom Up" Analytik in einem einzelnen Experiment miteinander vereint. Durch die Kombination von "online" LC-MS und "offline" (nano)ESI-MS Analytik wurde die Möglichkeit geschaffen, Proteine auf Ebene der intakten Masse, posttranslationaler Modifikationen (Brauprozessmodifikationen) und der zugehörigen Peptidsequenz zu untersuchen und gleichzeitig zu identifizieren. Durch Einführung einer "online" Probenkonzentrierung auf der LC-Säule, Volumenstromtrennung hinter der Säule und paralleler Fraktionierung konnte die Notwendigkeit einer vorausgehenden 2D-Gel-Trennung auch bei komplexen Proteinproben umgangen werden.