In der vorliegenden Arbeit wurde eine verbale Technik zum Lernen von Informationen zu Personen, die Assoziationstechnik (TG ASS), entwickelt und mit der herkömmlichen Imagery-Technik (TG IMA) zum Gesichter-Namen-Lernen, die vorwiegend auf dem Nutzen von nonverbalen Gedächtnisleistungen basiert, verglichen. Dafür wurde ein aus acht Therapiesitzungen bestehendes Trainingsprogramm zum Lernen von Informationen zu Gesichtern speziell für hirngeschädigte Patienten mit leichten bis mittelgradigen Gedächtnisminderungen erstellt.
Der Gruppenvergleich ergab, dass die TG ASS beim Lernen von Namen unter zeitkritischer Testung der TG IMA überlegen war. Auch wandten mehr Patienten der TG ASS bei der Nachtestung die ihnen vermittelte Assoziationstechnik im Vergleich zur Imagery-Strategie in der TG IMA zum Lernen von Namen zu Gesichtern an. Beide Gruppen unterschieden sich auch nicht in ihren Lernverläufen und -ergebnissen in den Trainingssitzungen, in denen sichergestellt war, dass alle Patienten die Strategien zum Lernen des Materials anwandten.
Beim Posttest zeigten sich auch Verbesserungen in nicht trainiertem verbalen Gedächtnismaterial. Eine dritte Vergleichsgruppe (TG GG), die in der Gedächtnisgruppe mehrere Mnemostrategien an verschiedenen Materialien vermittelt bekam, erbrachte bei der Posttestung in den verbalen Gedächtnistests keine höheren Leistungen als die TG ASS und TG IMA, mit denen nur eine Strategie eingeübt wurde. Die geringe Anzahl der Patienten aus der TG GG, die nach der Therapie eine Mnemostrategie zum Lernen von Gesichter-Namen-Informationen einsetzte, spricht gegen die Vermittlung mehrerer Gedächtnisstrategien, da Patienten mit cerebralen Läsionen häufig metakognitive Fähigkeiten zur Auswahl der passenden Technik fehlen.
Die Auswertung der Therapiesitzungen ergab, dass es wichtig war, unterschiedliche Schweregrade an zu lernenden Namen in das Training sowie eigenständiges Lernen des Materials zu involvieren. Das Schwierigkeitsniveau des Trainings zum Lernen von Informationen zu Personen kann insgesamt als adäquat eingestuft werden, worauf auch das Ausbleiben eines Deckeneffektes mit zunehmender Übung der Mnemostrategien über die Sitzungen hinweist.
Sowohl bei den Namen als auch bei den Merkmalen kam es bei den Abfragen, die gleichzeitig auch einen Lerndurchgang für nicht erinnerte Items darstellten, zu wenig fehlerhaften Antworten und Verwechslungen, so dass Fehler beim Lernen weitestgehend vermieden werden konnten. Der Ansatz des fehlerfreien Lernens ließ sich also gut bei einer Stichprobe mit Patienten mit leichten bis mittelgradigen Gedächtnisstörungen umsetzen.
Die verbale Assoziationstechnik konnte in allen verbalen Gedächtnistests und in den Therapiesitzungen der nonverbalen Imagery-Strategie standhalten und war unter zeitbegrenztem Lernen dieser sogar überlegen. Bei den Patienten herrschte zudem eine hohe Akzeptanz zur Anwendung dieser Technik, weshalb auch der Einsatz der verbalen Strategie bei Patienten mit Schwierigkeiten beim Lernen von Informationen zu Personen angebracht erscheint. Die Follow-up Befragung ergab zudem, dass mehr Patienten, die ein intensives Gesichter-Namen-Training erhielten, auch weiterhin eine Gedächtnisstrategie zum Lernen von Namen anwandten als die TG GG. Die Assoziationstechnik wurde von ca. 50 Prozent weiterhin eingesetzt, weshalb von einem Transfer in den Alltag ausgegangen werden kann.
Aufgrund individueller Differenzen in der Bevorzugung verbaler und nonverbaler Mnemostrategien steht dem Kliniker jetzt die Wahl der für den Patienten am besten geeigneten Strategie zur Verfügung. Mit der Assoziationstechnik wurde eine weitere Möglichkeit zur Behandlung von leichten bis mittelgradigen Gedächtnisstörungen infolge einer Hirnschädigung in einem alltagsnahen Bereich, dem Lernen von Informationen zu Personen, geschaffen.