Das ecuadorianische Gesellschaftsbild ist nicht nur infolge der spanischen Kolonialisierung ethnisch vielfältig und muss daher als heterogen bezeichnet werden. Obwohl die Menschen einer nationalstaatlich verfassten Gesellschaft angehören, leben sie in sehr verschiedenen geographischen und sozialen Lebensbereichen und schreiben sich gegenseitig auch grundsätzliche Unterschiede zu. Diese Differenzierungen beziehen sich einerseits auf das äußere Erscheinungsbild, also den Phänotyp, andererseits aber auch auf soziale und kulturelle Merkmale, die sich in unterschiedlichen Lebensstilen manifestieren. Solche ethnischen Merkmale bilden die Grundlage für die Konstruktion unterschiedlicher kollektiver Identitätsmuster, welche die Angehörigen der ecuadorianischen Gesellschaft anwenden, um sich zu assoziieren und voneinander abzugrenzen.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Beziehung zwischen Mitgliedern der sog. Nationalkultur mit europäisch-indigener Abstammung, die die Mehrheit im Land bilden, und Angehörigen der afro-ecuadorianischen Minorität. Diesbezüglich wird herausgearbeitet, wer Mestizos und Morenos im allgemeinen Gesellschaftsbild von Ecuador sind, wer oder was sie sein wollen und wie sie von anderen gesehen werden. Die herausgebildeten Identitätsmuster werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, um darzustellen, auf welch unterschiedliche Art und Weise Identitäten eingesetzt und aufrechterhalten oder fallen gelassen werden können. Durch die subjektivistische Herangehensweise wird das Blickfeld des Betrachters auf die Herkunft, Struktur und Nützlichkeit der ethnischen Differenzierung gerückt. Die damit verbundene Kontextualisierung wiederum lässt die Sinnfälligkeit sozialer Identität ersichtlich werden.