Bei der vorliegenden Arbeit geht es darum zu zeigen, dass eine Früherkennung von Risikokindern für eine kognitive und/oder sprachliche Entwicklungsstörung im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen U6 und U7 möglich ist, wenn man mit einem Elternfragebogen als Screeningverfahren die vorsprachliche und sprachliche Entwicklung aller Kinder untersucht. Die frühe Sprachentwicklung erwies sich als Schlüssel zur Identifikation von Entwicklungsrisiken.
Nachgewiesen wird das in einer längsschnittlichen Untersuchung, in der 108 Kinder über einen Zeitraum von zwei Jahren zu insgesamt vier Zeitpunkten untersucht wurden. Bei den ersten drei Untersuchungszeitpunkten (12, 18 und 24 Monate) wurde die vorsprachliche und sprachliche Entwicklung mit einem Elternfragebogen erfasst. Im Alter von 24 Monaten gab es 22 Kinder, deren produktiver Wortschatz deutlich niedriger war als der der übrigen Kinder.
Im Alter von 36 Monaten wurde die Sprachentwicklung dieser Kinder mit einem normierten Sprachtest überprüft. Es zeigte sich, dass die Hälfte der Kinder zur Altersgruppe aufgeschlossen hatte und somit als Aufholer bezeichnet werden konnte. Bei der anderen Hälfte war die Sprachentwicklung immer noch deutlich verzögert. In dieser Gruppe befanden sich sowohl Kinder mit vorher nicht erkannter mentaler Retardierung als auch Kinder, bei denen nur die Sprache nicht altersgemäß entwickelt war.
Es konnte gezeigt werden, dass die Entwicklungsmuster der Kinder, die im Alter von drei Jahren nicht aufgeholt hatten und somit als Risikokinder für eine dauerhafte Entwicklungsstörung gelten müssen, sich bereits im Alter von 12 und 18 Monaten sowohl von den Kindern mit unauffälliger Sprachentwicklung als auch von den Aufholern unterschieden hatten.