Die Dissertation untersucht den Zusammenhang zwischen nationalen Selbstkonzepten und den Darstellungen von Arabern und Muslimen in deutschen und US-amerikanischen Printmedien über acht Wochen vor und vier Wochen nach dem 11.09.2001. Etwa 900 arabische und muslimische Akteure, deren zugeschriebene Merkmale, sowie die dabei vorkommenden expliziten deutschen und US-amerikanischen Selbstbeschreibungen wurden in der Analyse erfasst. Die wichtigsten davon werden in der Arbeit anhand einer typologischen Analyse vorgestellt und diskutiert.
Die Analyse zeigt, dass Fremdbeschreibungen in Massenmedien fast permanent mit impliziten und expliziten Selbstbeschreibungen verbunden sind. Das Fremdbild ist mehrheitlich ein Gegenentwurf zum Selbstbild. Dieses deutsche oder amerikanische Selbstbild ist eingebettet in ein westliches Weltbild und geht von einer grundlegenden Dichotomie zwischen einer westlichen Hemisphäre und Arabern und Muslimen als davon differente Andere aus, wobei das westliche kulturelle Zurechnungssystem sowohl der nationalen Selbstbeschreibung als auch der Beschreibung und Bewertung der Anderen dient. Doch diese Bewertung ist kein objektiver Prozess, da die eigenen Prinzipien als erstrebenswerte Standards definiert werden.
Die Studie zeigt jedoch auch, dass Araber und Muslime nicht ausschließlich abgewertet werden; deutsche und amerikanische Mediendarstellungen sehen auch Ähnlichkeiten der Anderen. Im Zeit- und Ländervergleich zeigt sich zudem, dass die Konstruktion (nationaler) Kollektivität und Differenz universelle Techniken und Prozesse darstellen, die permanent stattfinden und (massenmedial) kommuniziert werden. Der 11.09.2001 ist dabei Katalysator aber nicht Ursache für die Wahrnehmung der Fremdgruppe, denn das Ereignis bestätigt (orientale) Annahmen und Mythen, die die westliche Wahrnehmung schon vorher geprägt haben.