Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung der wichtigsten sogenannten "funktionellen" Pflanzengruppen für die nach Störungen auftretende Vegetationsdynamik am Beispiel verschiedener Sukzessionstadien offener Sandlebensräume zu klären. Arten ähnlicher Wuchsform werden zwar häufig als "funktionelle Gruppen" definiert, jedoch fehlt bis jetzt der Beweis, dass strukturelle Übereinstimmungen auch tatsächlich eine ähnliche funktionelle Rolle für die Vegetationsdynamik bedingen. Durch experimentelle selektive Entfernung einzelner oder mehrerer solcher Gruppen in situ und die qualitative und quantitative Analyse der resultierenden Vegetationsdynamik soll getestet werden, ob der Wuchsform der beteiligten Arten tatsächlich eine entscheidende Bedeutung für die nach Störungen ablaufenden Musterbildungsprozesse zukommt, d.h. ob es sich hierbei um echte funktionelle Gruppen handelt.
Nach einer Beschreibung der Untersuchungsgebiete (Kapitel 2) wird im ersten Teil dieser Arbeit zunächst das natürliche Störungsregime mit Hilfe räumlicher Statistik charakterisiert (Kapitel 3). Im zweiten Teil geht es um das Konzept "funktioneller Pflanzengruppen" (plant functional types) im Zusammenhang mit Störungen. Es werden verschiedene Definitionen vorgestellt und diskutiert (Kapitel 4). Die drei folgenden Kapitel (Kapitel 5-7) befassen sich mit unterschiedlichen experimentellen Freilanduntersuchungen, in denen den Themenkomplexen Störung, Etablierung und Musterbildung nachgegangen wird. Die Erhebungen dazu fanden über drei Vegetationsperioden statt (2002-2004).
Nach Störungen in Ökosystemen kann es durch Neuetablierung oder durch Veränderungen quasi-stabiler Konkurrenzgleichgewichte zur Bildung neuer oder zur Modifizierung bestehender Vegetationsmuster kommen. In verschiedenen Sukzessionsstadien offener Sandlebensräume erfolgte eine selektive Entfernung verschiedener Pflanzengruppen und eine anschließende qualitative und quantitative Analyse der darauf folgenden Vegetationsdynamik (Kapitel 5).
In einem weiteren Experiment wird die funktionelle Gruppe der in Symbiose mit Stickstoff fixierenden Mikroorganismen lebenden Arten einbezogen. Auch dazu erfolgte eine selektive Entfernung von Pflanzengruppen. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob Stickstoff fixierende Pflanzen in ressourcenlimitierten Sandlebensräumen zu einem nachweisbaren Nährstoffeintrag im Boden führen können, den andere Pflanzenarten nutzen können (Kapitel 6).
Schließlich soll geklärt werden, ob und inwieweit Art und Ausmaß von Bodenstörungen die gefundenen Phänomene modifizieren. Dazu dient die Durchführung der gleichen Erhebungen auf größeren gestörten Flächen. Untersucht wurden hierzu im Herbst 2001 im NSG Hainberg durchgeführte Pflegemaßnahmen (Befahrung mit Panzern, Eggen, flaches Abschieben und Vertikutieren). Der Vergleich dieser verschiedenen Pflegemaßnahmen liefert zudem Empfehlungen für den Naturschutz (Kapitel 7).
Aus den verschiedenen experimentellen Untersuchungen werden in einer Synthese Schlüsse über die Funktion verschiedener Pflanzengruppen und die Anwendung des Konzeptes funktioneller Pflanzengruppen gezogen (Kapitel 8).