Das Lexicon Graph Model stellt ein Modell für Lexika dar, die korpusbasiert sein können und multimodale Informationen enthalten. Hierbei wird die Perspektive der Lexikontheorie eingenommen, wobei die zugrundeliegenden Datenstrukturen sowohl vom Lexikon als auch von Annotationen betrachtet werden. Letztere fallen dadurch in das Blickfeld, weil sie als Grundlage für die Erstellung von Lexika gesehen werden. Der Begriff des Lexikons bezieht sich hier sowohl auf den Bereich des Wörterbuchs als auch der in elektronischen Applikationen integrierten Lexikondatenbanken.
Die existierenden Formalismen und Ansätze der Lexikonentwicklung zeigen verschiedene Probleme im Zusammenhang mit Lexika auf, etwa die Zusammenfassung von existierenden Lexika zu einem, die Disambiguierung von Mehrdeutigkeiten im Lexikon auf verschiedenen lexikalischen Ebenen, die Repräsentation von anderen Modalitäten im Lexikon, die Selektion des lexikalischen Schlüsselbegriffs für Lexikonartikel, etc. Der vorliegende Ansatz geht davon aus, dass sich Lexika zwar in ihrem Inhalt, nicht aber in einer grundlegenden Struktur unterscheiden, so dass verschiedenartige Lexika im Rahmen eines Unifikationsprozesses dublettenfrei miteinander verbunden werden können. Hieraus resultieren deklarative Lexika. Für Lexika können diese Graphen mit dem Lexikongraph-Modell wie hier dargestellt modelliert werden. Dabei sind Lexikongraphen analog den von Bird und Libermann beschriebenen Annotationsgraphen gesehen und können daher auch ähnlich verarbeitet werden.
Die Untersuchung des Lexikonformalismus beruht auf vier Schritten. Zunächst werden existierende Lexika analysiert und beschrieben. Danach wird mit dem Lexikongraph-Modell eine generische Darstellung von Lexika vorgestellt, die auch implementiert und getestet wird. Basierend auf diesem Formalismus wird die Beziehung zu Annotationsgraphen hergestellt, wobei auch beschrieben wird, welche Maßstäbe an angemessene Annotationen für die Verwendung zur Lexikonentwicklung angelegt werden müssen.