Eine allgemeine Entwicklungsumgebung wurde für die Analyse und Simulation von räumlich-zeitlichen Phänomenen in ökologischen Systemen entwickelt. Die gesamte Plattform basiert auf einer "Rich-Client-Platform" (RCP), die neue Konzepte der Modularisierung und allgemeinen Programmarchitektur mitbringt. Damit bietet sie die Grundlage für eine nachhaltige Weiterentwicklung und ist somit eine solide Basis für eine integrierte Entwicklungsumgebung für ökologische Modelle. Die Integration verschiedener statistischer Werkzeuge, Methoden der Bildverarbeitung und spezielle Visualisierungen qualifizieren diese Umgebung besonders für die Analyse der oben genannten räumlich-zeitlichen Prozesse.
Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Komplexität wurden Sandlebensräume wiederholt für Studien von Vegetationsmustern und ihrer zugrunde liegenden biotischen Interaktionen genutzt. Für einen integrativen Überblick und weitere integrative Ansätze mit Hilfe von Simulationsmodellen wurde die oben genannte Plattform genutzt, um eine individuenbasierte Modellstruktur für die Analyse von Langzeiteffekten aufgrund von Umweltveränderungen auf die Stabilität von Sandlebensräumen zu entwickeln, die typischerweise von zwei Pionierarten, Corynephorus canescens und Polytrichum piliferum, dominiert werden. Das Modell wurde mit experimentellen Daten verifiziert, und die vom Modell erzeugten räumlich-zeitlichen Muster zeigten eine hohe Übereinstimmung mit natürlich gemessenen Mustern.
Das Modell wurde dann genutzt, um Langzeiteffekte von Veränderungen der Temperatur, Nährstoffversorgung und Störungsraten in diesem System zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigten eine generell hohe Stabilität des Systems unter veränderten Temperatur- und Nährstoffbedingungen, wobei temporal wiederkehrende, kleinräumige Störungen als Grundlage notwendig waren.
Schließlich wurde noch eine Untersuchung über die Auswirkungen von Herbivorie und Konkurrenz auf Corynephorus canescens durchgeführt. In einem kontrollierten Freilandexperiment wurden die Auswirkungen von entfernter Biomasse von Blättern sowie die An- oder Abwesenheit eines intraspezifischen und interspezifischen Konkurrenten (Hieracium pilosella) auf die überirdische und unterirdische Allokation von Biomasse in der folgenden Regenerationsphase analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass Corynephorus canescens die Fähigkeit besitzt, leichte bis mittlere Blattverluste (die typische natürliche Herbivorie von Kaninchen und Paarhufern simulieren sollten) zu kompensieren, ohne dabei an Konkurrenzstärke zu verlieren. Unterirdisch konnten keine Auswirkungen der simulierten Herbivorie bzw. Konkurrenz festgestellt werden. Aufgrund dieser zu vernachlässigenden Effekte wurde Herbivorie nicht in dem Modell berücksichtigt.