In modernen arbeitsteiligen Gesellschaften wird Gerechtigkeit immer wichtiger. Dies liegt an einem steigenden Bedürfnis der Menschen in gerechten gesellschaftlichen Strukturen zu leben und zu arbeiten. Denn Gerechtigkeit ist für den Einzelnen funktional. Sie dient der Identifikation möglicher Ausbeutungssituationen in kooperativen Beziehungen wie beispielsweise am Arbeitsplatz. Daher erwarten wir, dass Menschen, die in ihrem alltäglichen Leben stärker in kooperative Beziehungen eingebunden sind, ein größeres Interesse an der Beachtung von Regeln und Verfahren der Gerechtigkeit haben als Menschen, die nur wenig solchen Interdependenzen ausgesetzt sind. Werden Ungerechtigkeiten erfahren, so kündigen Menschen ihre Kooperationsbereitschaft auf. Denn Ungerechtigkeiten signalisieren, dass Ausbeutungsverhältnisse vorliegen und die eige-nen Interessen und die Integrität der eigenen Person keine Beachtung finden. Diese Hypothesen werden im Beitrag anhand des Datensatzes LINOS1, der im Rahmen des Teilprojekts A6 des SFB 882 "Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten" erhoben worden ist, überprüft. Die Analysen bestätigen die Annahmen zum Zusammenhang von Einbindung in Kooperationsbeziehungen, Wichtigkeit von Gerechtigkeit und Kooperationsbereitschaft.