Der erste Teil des Artikels zeigt auf Grundlage der Analyse von Arbeiten zeitgenössischer Kritischer
Theoretikerinnen (Honneth, Jaeggi, Stahl), dass die
von ihnen angewandte Methode immanenter Sozialkritik
ihr Versprechen nicht einlösen kann, ein soziales Gebilde
nur an solchen Normen zu messen, die in diesem Gebilde
selbst vertreten werden. Zu den von den immanenten
Kritikerinnen extern in die Kritik eingebrachten Normen
zählt neben konkreten Werthaltungen wie der Ablehnung
ökonomischer Ungleichheit sowie abstrakteren Plädoyers
etwa für selbstreflexive und lernfähige soziale Gebilde vor
allem das jeder Form immanenter Kritik zugrundeliegende
formale Ideal widerspruchsfreier Sozialität. Der zweite
Teil des Artikels entwickelt die These, dass eine soziologische
Thematisierung normativer Widersprüche im Gegensatz
zur immanenten Kritik und weiteren Formen der (akademischen)
Sozialkritik die Form und das Maß der einem
sozialen Gebilde ‚bekömmlichen‘ Widerspruchsfreiheit
als eine prinzipiell empirisch bestimmbare Variable behandeln
und dabei insofern symmetrisch vorgehen muss,
als sie neben den Unkosten auch die Vorzüge systematisch
widersprüchlich strukturierter sozialer Gebilde herausarbeitet.