**Zusammenfassung**<br /><br />
*Hintergrund:* Viele Weichen für die Gesundheit im Verlauf des Lebens werden in der Kindheit und Jugend gestellt. Dem gesundheitsrelevanten Verhalten in dieser Altersgruppe wird in der Forschung demnach eine große Aufmerksamkeit gewidmet. Die meisten Ansätze zur Erklärung dieses Verhaltensspektrums konzentrieren sich auf Merkmale des Individuums, wohingegen Merkmale der Lebenswelten junger Menschen häufig vernach-lässigt oder ignoriert werden. Hier setzt die vorliegende Arbeit an und analysiert Zusammenhänge zwischen drei Formen gesundheitsrelevanten Verhaltens (körperliche Aktivität, Tabak- und übermäßiger Alkoholkonsum) und Aspekten der familiären, schulischen und gesamtgesellschaftlichen Umwelt. Den theoretischen Rahmen bilden sozial-ökologische Modelle, die mit Elementen anderer theoretischer Ansätze angereichert werden.<br /><br />
*Methodik:* Die Primärdaten dieser Arbeit stammen aus der „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC)-Studie, die im Jahr 2009/2010 in insgesamt 43 Ländern in Europa und Nordamerika durchgeführt worden ist. Ergänzend zu den Angaben der befragten Schülerinnen und Schüler im Alter von 11-15 Jahren sind Informationen zu politischen und ökonomischen Merkmalen auf der nationalen Ebene aus diversen Datenquellen genutzt worden, um mithilfe von linearen und logistischen Mehrebenenmodellen Stärke und Richtung der Assoziationen zu bestimmen.<br /><br />
*Ergebnisse:* Die Analysen zeigen, dass der größte Teil der Varianz aller drei Verhaltensweisen auf der individuellen Ebene liegt. Die beiden untersuchten Formen des Substanzkonsums sind stärker kontextabhängig als das Bewegungsverhalten und zeigen einen Varianzanteil von bis zu 26 % auf schulischer und nationaler Ebene. Darüber hinaus hängen einige der strukturellen Merkmale mit dem gesundheitsrelevanten Verhalten der Kinder und Jugendlichen zusammen. Besonders die Prävalenzen des entsprechenden Verhaltens unter den Mitschüler*innen und in der Gesamtbevölkerung zeigen sich konsistent als Korrelate. Die Modelle zeigen überdies viele geschlechtsspezifische Assoziationsmuster, bspw. hängt schulischer Stress nur bei Jungen mit einem erhöhten Risiko für Tabakkonsum zusammen, während Mädchen bei berichtetem Stress häufiger übermäßigen Alkoholkonsum angaben.<br /><br />
*Diskussion:* Die erzielten Ergebnisse können einige neue Erkenntnisse zum Verständnis der drei Formen gesundheitsrelevanten Verhaltens von 11-15-Jährigen beisteuern. Sie könnten zudem unterstützend bei der Konzeptionierung und Evaluation geschlechtersensibler Interventionen genutzt werden, die neben Determinanten des individuellen Verhaltens auch strukturelle Merkmale auf verschiedenen Ebenen der Lebenswelt (Familie, Schule, Freunde, Gesellschaft) adressieren.