*Abstract*<br />Wie sprechen Jugendliche über Verlust und Trauer? Die übergeordnete Frage dieser empirischen Arbeit ist besonders aus Perspektive der gesprächsanalytischen Methode im deutschsprachigen Raum noch wenig erforscht. Datengrundlage der Arbeit bilden Gesprächsanfänge von Interviews einer Interviewerin mit psychotherapeutischem Hintergrund mit trauernden Jugendlichen. Anhand von fallübergreifenden Analysevertiefungen wird herausgestellt, welchen Mehrwert beispielsweise strategisch offen gestellte Erzählaufforderungen mit sich bringen, wie sukzessive oder plötzlich sie von der Interviewerin realisiert werden und wie die Jugendlichen sich währenddessen und im Anschluss als autonom, besonders kooperativ, unterstützend oder unterstützungsbedürftig positionieren.<br />Zunächst wird in der Arbeit die methodologische Grundlage der Gesprächsanalyse dargestellt und reflektiert. In weiteren Schritten werden kommunikative Merkmale des untersuchten institutionellen Interaktionstyps Interview und die Sprachentwicklung von Jugendlichen hinsichtlich ihres Diskurserwerbs berücksichtigt. In der darauffolgenden Analyse werden die Eröffnungen der Interviews, die Erzählaufforderungen der Interviewerin sowie die Antwortformate der Jugendlichen feinanalytisch betrachtet. Herausgearbeitet wird unter anderem die systematische Struktur der eröffnenden Phase, Realisierungsformen der Erzählaufforderung und was die Jugendlichen in welcher Art von Antwortformat selbst relevant setzen sowie auf welchen Ebenen dabei Emotionen beobachtbar und thematisierbar werden. Zuletzt wird diskutiert, inwieweit durch die Abwesenheit einer expliziten Thematisierung von Tod und Sterben, die aufseiten der Interviewerin in der Gesprächseröffnung systematisch beobachtbar ist, gesellschaftliche Tabuisierungstendenzen sichtbar werden.<br /><br />*Keywords:* Interviewanfänge – Gesprächsanalyse – Feinanalyse – Tod und Trauer – Jugendliche