Die Dringlichkeit zum Handeln bei den Themen Klima- und Umweltschutz auf gesellschaftlicher Ebene lässt sich nur bedingt in eine Dringlichkeit auch für Organisationen übersetzen. Nichtsdestotrotz wird auch von Hochschulen als Organisationen erwartet, dass sie Forschung und Lehre sowie ihren Betrieb auf ökologische Nachhaltigkeit hin verändern. Ausgehend von der Annahme, dass diese Veränderungen unwahrscheinlich sind, untersucht die Studie am Fall von zwei Hochschulen für Angewandte Wissenschaften wie dort ein nach EMAS zertifiziertes Umweltmanagementprogramm etabliert und betrieben wird. Systemtheoretisch inspiriert und mithilfe eines ethnographischen Vorgehens wird beobachtbar, wie Hochschulverwaltungen Entscheidungen vorbereiten und treffen sowie darüber hinaus, welche Auswirkungen diese auf die übrigen Hochschulstrukturen haben. Zentrale Akteure sind dabei Stabsstellen. Die Beobachtungen zeichnen nach, welche Herausforderungen diese dabei haben, abstrakte Programme in hochschulische Strukturen zu übersetzen und (teilweise) anschlussfähig zu machen. Entscheidungen müssen vorbereitet und durch die vielen Entscheidungsnadelöhre der Hochschule geführt werden, wo die Maßnahmen angepasst und abgeschliffen, oder zurückgewiesen werden. Kommunikation unter Anwesenden (Interaktion) ist bei der Verdichtung und Vorbereitung von Umweltschutzmaßnahmen ein zentraler Kommunikationstyp, der Funktionen erfüllt, die die übliche schriftliche Kommunikation der Verwaltung nicht erfüllt. Neben den Herausforderungen, Umweltschutz in der Verwaltung zu verankern, zeigt die Studie darüber hinaus, wie die Erwartungen der Verwaltung regelmäßig an den institutionellen Grenzen von Forschung und Lehre zerschellen. Wissenschaftler:innen können weitestgehend nur durch freiwillige Angebote angesprochen werden. Dadurch gestaltet sich die Zusammenarbeit der Stabsstellen mit dem akademischen Personal als kompliziert und kleinteilig. Die Beobachtungen veranschaulichen, dass Veränderungen infolge von Umwelterwartungen oft vor allem symbolischer Natur sind. Veränderungen der Tiefenstruktur ereignen sich nur durch Selbstanpassungen. Diese erfolgen, trotz aller Managementbemühungen, nicht linear, oft nicht-intendiert und bleiben somit unwahrscheinlich.