Der vorliegende Bericht stellt erstmals ausgewählte Ergebnisse der „COVID-19 Health Literacy“ (COVID-HL) Schulleitungsstudie vor. Im Fokus stehen Ergebnisse zu arbeitsbedingten Stressbelastungen, gesundheitsriskanten Arbeitsbewältigungsstrategien sowie zu gesundheitlichen Beanspruchungen von Schulleitungen und Schulleitungsmitgliedern während der dritten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland. Die Befragung erfolgte in Form eines Online-Surveys in der Zeit vom 09. März bis 13. April 2021. Insgesamt haben 2.187 schulische Führungskräfte aus vier Bundesländern (Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) an der Studie teilgenommen.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein hoher Anteil der Schulleitungen und Schulleitungsmitglieder coronabedingt unter Arbeitsstress leidet. Dieser äußert sich u. a. in Nervosität oder dem Gefühl des Kontrollverlusts. Unter den gesundheitsriskanten Arbeitsbewältigungsformen überwiegen Strategien der Extensivierung und Intensivierung. So geben 90% der Schulleitungen an, inner-halb der letzten drei Monate oft oder sehr oft für das Kollegium, die Schülerschaft oder Eltern in der Freizeit erreichbar gewesen zu sein. Fast 70% aller Schulleitungen berichten zudem, in einem für sie belastendem Arbeitstempo zu arbeiten, welches sie nicht dauerhaft durchhalten könnten.
Mehr als 40% der Befragten weisen bezüglich ihrer aktuellen Arbeitssituation eine geringe Zufriedenheit auf und der Anteil derjenigen, die ein höheres Ausmaß an physischer und psychischer Erschöpfung berichten, liegt zwischen 30% und 45%. Bei den psychosomatischen Beschwerden überwiegen Muskelbeschwerden, die von 47% der Schulleitungen genannt werden, gefolgt von Kopfschmerzen mit 20%. Gleichzeitig kann ein Zusammenhang zwischen Belastungssituationen und Arbeitsbeanspruchung festgestellt werden. Schulleitungen, die über häufigen Arbeitsstress berichten, weisen ein höheres Ausmaß an physischer und psychischer Erschöpfung auf.
Insgesamt lassen sich in den Ergebnissen Unterschiede zuungunsten von weiblichen Schulleitungen, Grundschulleitungen sowie Schulleitungen aus Baden-Württemberg feststellen, die sowohl von höheren Stressbelastungen als auch einem höheren Ausmaß an selbstgefährdender Arbeitsbewältigung und Erschöpfung berichten. <br>
Die Ergebnisse weisen auf einen dringenden bildungs- und gesundheitspolitischen Handlungsbedarf hin, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Schulleitungen in Deutschland zu verbessern und somit letztlich einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung einer hohen Bildungs- und Schulqualität zu leisten.