In der Debatte um Kompetenzorientierung und Bildungsstandards bisher zu wenig beachtet ist die Frage nach ihren Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung von Lernenden und auf ihre im Kompetenzbegriff als erlernbar gedachte Fähigkeit zur Selbstmotivierung. Internalisieren sie die ihnen zugesprochene Eigenverantwortung für ihren Lernerfolg – oder ihr Scheitern? Machen sie sich zu „bildungsunternehmerischen Subjekten“, die sich wohlkalkuliert, aber ohne Interesse an Inhalten durch den Schulalltag manövrieren? Und falls ja, wie sind diese Subjekte konstituiert, und welche Konsequenzen ergeben sich für die Beratung in der Oberstufe? Anhand zweier argumentationsmusteranalytischer Rekonstruktionen von Passagen aus Interviews mit Oberstufen-Schüler*innen, die Schwierigkeiten mit dem Fach Mathematik beschreiben, werden im Beitrag zwei Varianten von Subjektivierungsweisen angesichts responsibilisierender Adressierungen dargestellt, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen – z.B. die Internalisierung der schulischen Verrechnungslogik –, sich aber auch in zentralen Aspekten unterscheiden, indem einmal Ohnmacht, einmal Unternehmertum im Vordergrund steht. Hieraus leiten sich einige Konsequenzen für die Beratungspraxis in der Oberstufe ab.