Kasuistische Lehr-Lern-Formate als ‚Methode‘ der Professionalisierung von angehenden Lehrpersonen finden momentan zunehmende Verbreitung – auch im Zuge der Qualitätsoffensive Lehrerbildung (QLB). Solche Formate variieren in ihrer Ausgestaltung stark, weswegen (an den Standorten) unterschiedlichste Ziele mit ihnen verbunden sind. Dabei sind diese Ziele, die entsprechenden Formate, Handlungsschritte und damit auch die unterschiedlichen Verständnisse von Kasuistik bisher unzureichend systematisiert, wenngleich elaborierte Unterscheidungen kasuistischer Formate vorliegen.
Einigkeit scheint jedoch darin zu bestehen, dass die Anbahnung eines reflexiven Habitus das Ziel von Kasuistik ist. Zudem darüber, dass Kasuistik dazu beitragen kann, Theorie und Praxis in der Lehrer_innenbildung zu relationieren, indem Fälle aus der schulischen Praxis zum Gegenstand kasuistischen Arbeitens gemacht werden. Insofern kann Kasuistik als ‚Setting der Reflexion‘ über Praxis verstanden werden.
Der Beitrag befasst sich mit einem kasuistischen Format: rekonstruktiver Kasuistik. Es wird systematisiert, was konkret Reflexion im Zuge kasuistischen Arbeitens bedeutet und welche ‚Arten‘ von Reflexion dieses Format von Kasuistik anbahnen kann. Dafür wird vorgeschlagen, das Ziel des reflexiven Habitus in drei Dimensionen einzuteilen: Selbst-Reflexion, Praxis-Reflexion und Meta-Praxis-Reflexion. Daraus lässt sich abschließend ableiten, inwiefern ein Zusammenhang zwischen Kasuistik und Reflexion einerseits und pädagogischer Professionalisierung andererseits besteht.