Würden sich alle Individuen einer Art rein zufällig miteinander paaren, so gäbe es innerhalb der Art keine genetisch verschiedenen Subgruppen, weil jedes Allel eines Gens gleichmäßig über das geografische Verbreitungsgebiet der Art verteilt wäre. Dies ist jedoch bei den meisten Tierarten nicht der Fall. Rassen sind durch Absonderung von Teilgruppen aus der Stammgruppe entstanden und unterscheiden sich daher in den meisten Genen kaum voneinander. Sie weichen nur in wenigen Rasse-charakterisierenden Merkmalen voneinander ab, die als Folge der selektiven Aussonderung in geografischer Distanz entstanden sind. Aus diesen Merkmalen kann die geografische Herkunft der Angehörigen einer Rasse hergeleitet werden. Die Rasse unterscheidenden Merkmale sind also nicht subjektiv oder gar willkürlich ausgewählt, sondern es sind Adaptionen an die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in unterschiedlichen geografischen Regionen. An der Kombination mehrerer solcher Merkmale sind Rassen zu erkennen und gegeneinander abzugrenzen. Da die Individuen verschiedener Rassen sich miteinander reproduzieren können, sind Rassen auf die Dauer nicht stabil und verschwinden allmählich, wenn sie die geografischen Grenzen überschreiten und in das Areal anderer Rassen einwandern. Beim Menschen ist der Rassebegriff umstritten, weil die Rassenunterschiede gering sind und als Folge der Globalisierung verschwinden. Populationsgenetische Untersuchungen haben aber ergeben, dass Menschen unterschiedlicher geografischer Herkunft auch heute noch Merkmalsgemeinsamkeiten haben, die eine Gruppenzuordnung möglich machen. Für die humanmedizinische Forschung und die Patientenbehandlung ist es wichtig, die unterschiedlichen genetisch fundierten Risikofaktoren in der Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten zu berücksichtigen und Menschen mit unterschiedlicher geografischer Herkunft zu unterscheiden. Alle Kriterien, die zoologische Rassen definieren, sind auch auf menschliche Rassen anwendbar, so dass eine Zurückweisung des Rassebegriffs beim Menschen auch viele Tierarten mit einbeziehen müsste.
Titelaufnahme
- TitelDie Unterteilung von Arten in Rassen : Immer wieder missverstanden
- Beiträger
- Enthalten inBiologie in unserer Zeit, Jg. 51 H. 2, S. 168-178
- Erschienen
- Umfang11
- SpracheDeutsch
- DokumenttypAufsatz in einer Zeitschrift
- DOI
- Das Dokument ist frei verfügbar
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- IIIF
If all individuals of a species would mate with one another purely by chance, there would be no genetically different subgroups within the species, because each allele of a gene would be evenly distributed over the geographical distribution area of the species. However, this is not the case with most animal species. Races originated by separating subgroups from the core group and therefore hardly differ from each other in most genes. They differ from each other only in a few race-characterizing features that arose as a result of the selective separation in geographical distance. The geographic ancestry of the members of a race can be traced from these characteristics. The race-distinguishing features are therefore not chosen subjectively or even arbitrarily, but are adaptations to the different environmental conditions in different geographical regions. Races can be recognized by the combination of such characteristics and differentiated from one another. Since the individuals of different races can reproduce with each other, races are not stable in the long run and gradually disappear when they cross the geographical boundaries and migrate into the area of other races. The concept of race is controversial in humans because race differences are small and disappear as a result of globalization. However, population genetic studies have shown that people of different geographical origins still have features in common that make group recognition possible. For human medicine research and patient treatment, it is important to take into account the different genetically based risk factors in the susceptibility to certain diseases and to differentiate between people with different geographical origins. All criteria that define zoological races can also be applied to human races, so that rejecting the concept of race in humans would also have to include many animal species.
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