Chemie und Natur - das hat in den Augen vieler Menschen nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun. Dabei bietet insbesondere das Lernen an und in der Natur zahlreiche Lernanlässe - auch für das „Laborfach“ Chemie. In diesem Sinne wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, inwiefern mit Hilfe des Lerngegenstandes „Lehm“ eine Anbahnung chemischer Konzepte möglich ist. Der Fokus wird dabei zunächst auf das chemiebezogene Lernen im Sachunterricht der Grundschule gelegt, da gerade in diesem der Bezug zur Lebenswelt besonders bedeutsam ist.
Als methodischer Rahmen dient das Dortmunder Modell fachdidaktischer Entwicklungsforschung, durch welches eine praxisnahe Konzeption von Lerngegenständen angestrebt wird. Aufgrund der geringen Forschungslage hinsichtlich des Potenzials von Lehm für chemiebezogenes Lernen ist die Untersuchung explorativ angelegt und es werden qualitative Forschungsmethoden eingesetzt. Zunächst erfolgt eine fachliche Analyse zum Inhaltsfeld, wobei der Fokus auf die Eigenschaften des Lehms und beobachtbare Stoffumwandlungen gelegt wird. Eine anschließende didaktische Vorstrukturierung beinhaltet zum einen einen Überblick über bereits existierende Ansätze, zum anderen wird unter Bezug auf den Perspektivrahmen Sachunterricht und die Basiskonzepte für den Chemieunterricht eine inhaltliche Fokussierung vorgenommen.
In der anschließenden Untersuchung werden im Rahmen von Freiland-AGs die Vorstellungen von Grundschulkindern zu Lehm-bezogenen Phänomenen erhoben und analysiert. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei problemzentrierte Interviews sowie teaching experiments (Vermittlungsexperimente).
Die Analyse der Interviewdaten deutet darauf hin, dass insbesondere die vertiefende Auseinandersetzung mit der plastischen Verformbarkeit des Lehms ein hohes Potenzial für das chemiebezogene Lernen aufweist. Aufbauend auf den Vorstellungen der Kinder scheint hier eine Anbahnung des Struktur-Eigenschaftskonzeptes gut möglich zu sein. Zugleich werden durch die Untersuchung mögliche Lernhürden aufgedeckt. Ein weiterer Ertrag der Arbeit ist schließlich eine auf den gewonnen Erkenntnissen basierende Neu-Strukturierung des Lerngegenstandes im Sinne eines stufenweisen Aufbaus eines Struktur-Eigenschaftskonzeptes, wobei für jede Stufe mögliche Lernaktivitäten aufgezeigt werden.