Ausstellungen des New Yorker Museums of Modern Art wie Home Delivery: Fabricating
the Modern Dwelling (2008) und Publikationen wie Prefab Houses (2010)
zeigen die Aktualität des Themas „Serielles Bauen“. In der Diskussion stehen nicht
nur die Historie des Themas „Serielles Bauen“, sondern auch diverse „Wendepunkte“
in den neueren Entwicklungen aus der jüngeren Vergangenheit. Ein Beispiel dafür ist
ein Ausstellungsprojekt der Pinakothek der moderne in München, ebenfalls aus
dem Jahr 2010, das in Anlehnung an Konrad Wachsmann, den Pionier des seriellen
Bauens, den Titel Wendepunkte im Bauen trägt.
In diesem Kontext zeigt das unter dem Titel Nobilitierte Hauslandschaft (2015)
von Karl Kiem herausgegebene jüngste Ergebnis der Forschungen zur Architektur
der Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebiets, dass sich daraus viele weitere Forschungsperspektiven
ableiten lassen, so u.a. auch zum „Seriellen Bauen“. Dies zeigen
die, in einem internationalen und interdisziplinären Kontext ausgerichteten Vorträge,
die anlässlich des Mastersymposiums Häuser wiederholt. Serie als Lust und Last (WS
14/15) an der Universität Siegen gehalten wurden und zusammen mit zwei weiteren
Beiträgen im vorliegenden Band veröffentlicht sind.
In diesem Horizont leisten die Autoren dazu folgende Beiträge: Kathleen
James-Chakraborty geht in ihrem Beitrag Kisten und Kästen: The Role of the Box in
the Architecture of the 1960s mittels einer immanenten Architekturkritik der Fotos von
Bernd und Hilla Becher zu den genannten Fachwerkhäusern dem seriellen Charakter
dieser Häuser auf den Grund. Karl Kiem beweist in seinem Beitrag Von der
Typisierung zur Serie. Anmerkungen zum ortsfesten Fachwerk im frühen 20. Jahrhundert
die Standardisierung dieser Häuser. Ansätze zu dieser neuen Forschungsperspektive in
Bezug auf die Fachwerkhäuser zeichneten sich mit den Ausführungen von Wolfgang
Voigt zu Fabriziertes Fachwerk und die Reichsforschungsgesellschaft. Paul Schmitthenners
Beitrag zur Debatte um die Rationalisierung im Wohnungsbau in den 1920er Jahren bereits
auf dem Symposium Typologie und Kontext (Universität Siegen, WS 12/13) ab. Dieser
Ansatz wird mit den weiteren Beiträgen dieses Bandes vertieft: Daves Rossell zeigt in
seinem Beitrag Building on Diversity: The Origins and Variety of prefabricated Timber
Framing in the United States frühe Formen seriellen Bauens in den USA auf und stellt
diese in den Kontext von Vernacular Architecture. Die Bedeutung seriellen Bauens in
Rücksicht auf die Bauweise von Holzhäusern stellt Nils Schinker in seinem Beitrag
‚Von maschinenmöbeln zu maschinenhäusern’ Typisierung und Standardisierung beim Bau
der Hellerau heraus. Ingrid Persson widmet sich in ihrem Beitrag Advertising stories
of prefabricated second homes in the Swedish welfare state dem schwedischen Ferienhaus
und stellt dabei dieses als das Holzhaus par excellence heraus. Ann-Christin Stolz
liefert mit ihrem Beitrag Bauaufnahme eines Fachwerkhauses des Siegener Industriegebietes
in der Maccostraße 9, Niederschelden einen wichtigen Einblick in die Konstruktionsweise
der Fachwerkhäuser des Siegener Industriegbietes. Vitangelo Ardito zeigt
in seinem Beitrag The authentic language and the foreign language. The origins of Aris
Konstatinidis‘ Architecture, wie sich am Beispiel der griechischen Tradition das Wesentliche
einer Bauweise unter veränderten Vorzeichen der Moderne immer wieder auf‘s
Neue der Gegenwart anpassen lässt. Die Erweiterung des Themas „Serielles Bauen“ auf
aus vor Ort vorgefertigte Bauteile aus Beton geht Andreas Schwarting mit seinem
Beitrag Industrielle Vorfertigung und schöpferisches Gestalten. Die Siedlung Dessau-Törten
von Walter Gropius an. Schlussendlich stellt Petra Lohmann mit ihrem Beitrag Wiederholung
als Instrument der Erkenntnis das Thema der Serie in einen übergreifenden
geistesgeschichtlichen Bezugsrahmen.