Die meisten Hochtemperaturlegierungen sind auf die Bildung einer schützenden Chromoxidschicht während des Betriebs angewiesen. In der vorliegenden Studie findet eine Verknüpfung zwischen kinetischen Daten der Oxidation und Mikrostrukturanalysen sowie Spannungsmessungen der auf Cr, Ni-25Cr, Fe-10Cr und Fe-18Cr gebildeten Cr2O3-Schichten statt. Die Legierungen wurden verschiedenen trockenen und feuchten Atmosphären mit unter-schiedlichen Anteilen von Sauerstoff und Wasserdampf ausgesetzt. Die Oxidationszeit bei Temperaturen von 700°C - 1000°C der unterschiedlich dicken Proben betrug 24 Stunden. Thermogravimetrische Daten wurden mit Hilfe einer Mikrowaage aufgezeichnet. Die Mikrostrukturen der oxidierten Proben wurden mit verschiedenen experimentellen Techniken untersucht. Zum Einsatz kamen die Rasterelektronenmikroskopie, die Röntgendiffraktometrie sowie Elektronenrückstreubeugungstechniken sowie transmissionselektronenmikroskopische Analysen.
Signifikante Unterschiede in den Oxidationsraten, die bei Oxidationsexperimenten beobachtet wurden, lassen sich durch unterschiedliche atmosphärische Bedingungen und Druckspannungen innerhalb der Schichten erklären. Offensichtlich ändert sich die Defektstruktur von Chromoxid in Abhängigkeit von den oben genannten Faktoren. Die Unterschiede des Chromoxidwachstums in trockenen und wasserdampfhaltigen Atmosphären sind das Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen Chromoxid und verschiedenen Gasspezies wie Wasserstoff und Hydroxidionen aber auch Protonen. Es konnte nachgewiesen werden, dass einige Oxidationsphänomene nicht durch die klassische Oxidationstheorie erklärt werden können. Es ist jedoch anzunehmen, dass Wasserdampf die Punktdefektstruktur innerhalb der Chromoxidschichten stark beeinflusst. Durch die genau abgestimmten Gaszusammensetzungen war es möglich, die Auswirkungen des Sauerstoffpartialdrucks und der Wasserdampfzugabe auf das Oxidationsverhalten und die Defektstruktur von Chromoxid gründlich und systematisch zu untersuchen.