Das zentrale Anliegen dieser Arbeit war die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen
dem Bindungsstil eines Menschen und seiner Karriereaspiration sowie die Analyse
der Bedeutung der beruflichen Selbstwirksamkeit für diesen Zusammenhang. Die
Überprüfung erfolgte anhand einer Stichprobe angehender Lehrkräfte. Das theoretische
Fundament für die Untersuchung bildeten die Bindungstheorie (Bowlby, 2006a, 2006b,
2006c) und die sozial-kognitive Laufbahntheorie (Lent, Brown & Hackett, 1994). Letztere
liefert mit dem Modell der Karrierewahl ein Rahmenmodell zur Begründung des Zusammenhangs
zwischen personenbezogenen Faktoren und Karriereaspiration. Ein untergeordnetes
Ziel der Arbeit bestand darin, zu überprüfen, inwiefern der Bindungsstil in diesem
Modell als personenbezogener Input-Faktor berücksichtigt werden kann und sollte.
Die Untersuchung stützte sich auf die Daten von insgesamt 381 Bachelorstudierenden
und 514 Referendaren des Lehramts. Für beide Kohorten wurden jeweils zwei hierarchisch
geschachtelte Strukturgleichungsmodelle (Primär- und Alternativmodell) geprüft.
Der Bindungsstil, mit den zwei Dimensionen Vermeidung und Ängstlichkeit, wurde mit
dem Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi; Neumann, Rohmann & Bierhoff, 2007) operationalisiert.
Die Karriereaspiration, mit den vier Bereichen geplante Anstrengung, geplante
Ausdauer, Weiterbildungsaspiration und Führungsaspiration, wurde mit der deutschen
Übersetzung des Instruments Professional Engagement and Career Development
Aspiration Scale (PECDA; Watt & Richardson, 2008) gemessen. Als berufliche Form der
Selbstwirksamkeit fand die Lehrerselbstwirksamkeit Betrachtung, gemessen mit der
deutschen Version des Instruments Scale for Teacher Self-Efficacy (STSE; Pfitzner-
Eden, 2015).
Bei den Referendaren wies das Primärmodell die bessere Passung zu den Daten auf:
Zwischen den beiden Bindungsdimensionen und der Lehrerselbstwirksamkeit zeigten
sich direkte negative Effekte und zwischen der Lehrerselbstwirksamkeit und den vier
Bereichen der Karriereaspiration zeigten sich direkte positive Effekte. Der Zusammenhang
zwischen Bindungsstil und Karriereaspiration wurde dabei vollständig durch die
Lehrerselbstwirksamkeit mediiert. Bei den Studierenden zeigten sich dagegen keine eindeutigen
Ergebnisse. Insgesamt konnte die Relevanz des Bindungsstils als personenbezogener
Input-Faktor im Modell der Karrierewahl bestätigt werden. Die theoretische
und praktische Bedeutung der Ergebnisse wie auch deren Limitationen werden diskutiert.