Diese Arbeit behandelt das kontinuumsmechanische Verhalten von Mehrphasengemischen in Form von unbehandelten und konditionierten Böden mit organischen Bestandteilen/Beimengungen. In Böden enthaltene organische Bestandteile können das Verformungsverhalten von Böden maßgeblich beeinflussen. Böden mit organischen Bestandteilen, wie z. B. Torfe, zeigen zumeist ein vergleichsweise sehr ausgeprägtes Kompressionsverhalten. In Abhängigkeit von dem Zersetzungsgrad der organischen Bestandteile, dem Anteil der Organik und den damit verbundenen sehr hohen Wassergehalten ist eine Korrelation zur Tragfähigkeit feststellbar. Die im Rahmen der vorliegenden Dissertation durchgeführten Untersuchungen an Mehrphasengemischen (Boden/Boden-Bindemittel) erfolgten mit der Zielsetzung das Kompressionsverhalten sowie die Scherfestigkeit von Böden mit organischen Bestandteilen, in Abhängigkeit von der Zugabe verschiedener Bindemittel und -anteile, näher zu beschreiben und daraus einen verwendbaren Baustoff in Sinne eines Hochleistungs-Baustoffes-Bodens (HLBB) zu entwickeln. Die Untersuchungen an drei Torfen mit voneinander abweichenden bodenmechanischen Kennwerten – zur Erfassung einer großen Bandbreite und Aussagekraft – zeigen, dass eine Konditionierung/Stabilisierung – vorzugsweise mit Zementen – möglich ist, womit auch anstehende Torfhorizonte unter Verwendung von Spezialtiefbauverfahren (z.B. Mixed-in-Place- oder Mixed-in-Plant-Verfahren) als Baugrund nutzbar gemacht werden können. Voraussetzung dafür sind gezielte Laboruntersuchungen, um die bodenmechanischen Parameter der konditionierten Böden möglichst genau zu ermitteln. Dabei ist die Wahl der Initialspannung und der Zeitpunkt der Laststeigerung von grundlegender Bedeutung für das spätere Verformungsverhalten des mit Bindemitteln verbesserten Baugrundes.
Mit dieser Arbeit soll – was bisher mit granularen Böden bei Mixed-in-Place und weiteren Verfahren bereits möglich ist – ein neuer, weiter reichender Ansatz im Sinne eines neuen „Designs“ des Baugrundes vorgestellt werden: Böden mit organischen Bestandteilen, anstelle einer Tiefgründung oder mit einem Austausch und Deponierung des originären Baugrundes, durch eine Konditionierung zu stabilisieren bzw. zu verfestigen, um eine Belastung des Stoffkreislaufs zu vermindern oder vollständig zu vermeiden.