Die Modellbildung metabolischer Systeme wurde in den letzten Jahren zu
einem der Hauptarbeitsgebiete im Metabolic Engineering, um die komplexen
Regelmechanismen einer lebenden Zelle zu verstehen. In dieser Arbeit wurde
ein vielseitiges Werkzeug entwickelt, um Modellierer bei der Erstellung
und Überarbeitung von Modellen zu unterstützen, die auf Messdaten aus
einem Stimulus-Response-Experiment aufbauen. Im Verlauf der Modellbildung
ist der Modellierer meist nicht nur mit einem einzigen Modell beschäftigt,
sondern mit Sequenzen, Alternativen und strukturellen Varianten von
Modellen. Für die Unterstützung der Modellbildung dynamischer
biochemischer Netzwerke, die auf in-vivo Daten basieren, ist daher mehr
als nur Simulation erforderlich. In dieser Arbeit wurde ein neues Konzept
für Modellfamilien spezifiziert und implementiert. Mit diesem Konzept
können eine Vielzahl von ähnlichen Modellen in einer einzigen Beschreibung
gespeichert werden, mit der Hilfe von Netzwerk und kinetischen Varianten.
Dadurch wird ein automatisches Navigieren im Raum der Modellvarianten
möglich, in dem biologisch unsinnige Modelle auf der Basis einer
Elementarmodenanalyse ausgeschlossen werden können.
Das Einbeziehen von Messdaten wird durch die Möglichkeit unterstützt,
Splines an Stelle von Zustandsvariablen zu verwenden. Anschließend werden
leistungsfähige automatische Methoden benötigt, die den Modellierer bei
der Modellbildung, Organisation und Auswertung alternativer Modelle
unterstützen.
Dieses Werkzeug wurde als Rechenkern entworfen, der in eine Kette von
Werkzeugen eingebaut werden soll. Durch automatische Codegenerierung,
automatische Differentiation zur Sensitivitätsanalyse und Grid-Computing
Technologie wird eine Hochleistungsrechenumgebung erstellt. Sie
unterstützt die Modellspezifikation in XML und bietet mehrere
Softwareschnittstellen.
Die Leistungsfähigkeit und Nutzbarkeit des Softwarewerkzeugs dieser
Arbeit wird an mehreren Beispielen von laufenden Forschungsprojekten
gezeigt. Darüber hinaus wurde ein Optimierungsalgorithmus entwickelt, der
dem Softwarewerkzeug ermöglicht die Aufgabe der Modellvariantensuche und
Parameteranpassung zu übernehmen. Das Ergebnis der Berechnung ist ein
Ranking der Modellvarianten, die die Messdaten am besten reproduziert
haben.