Unter der Perspektive metaphorischer Wahrnehmung wird der grundlegende Vorgang untersucht, bei dem Individuen verschiedener Kulturen Beziehungen durch Hören von musikalischen Klängen aufnehmen, mit deren Hilfe sie ihre psychosoziale Lebenssituation musikalisch abbilden. Der wahrnehmungstheoretische Ansatz der phänographisch-subjektiven Beschreibung von musikalischen Klängen und ihren Metaphern von sozialen Repräsentationen (Moscovici 1984), insbesondere von Familie (Vater, Mutter, Tochter, Sohn) fügt der geisteswissenschaftlichen, im Speziellen der musiktherapeutischen, Theoriebildung eine weitere Facette hinzu. Mit dieser Dissertation liegt eine Vermischung von zwei Forschungsstrategien vor, die als Grundlagenforschung Neuland betritt.
Im ersten Teil (Kap. 2 – Kap. 6) werden philosophisch-theoretische Kategorien im Kontext des Paradigmas der Kulturhistorischen Schule (Vygotskij, Leontév, Lurija) entwickelt. Im zweiten Teil liegt eine empirisch-quantitative Studie aus zwei unterschiedlichen Kulturen (Brasilien n = 201 und Deutschland n =157 bei über 47.000 Ergebnissen) vor, die metaphorische Kontexte (Bateson) von musikalischen Klängen, insbesondere deren Bezug auf familiäre Rollen, erkundet.