Menschliche Experten verfügen über die Fähigkeit, ihr Entscheidungsverhalten flexibel auf die jeweilige Situation abzustimmen. Diese Fähigkeit zahlt sich insbesondere dann aus, wenn Entscheidungen unter beschränkten Ressourcen wie Zeitrestriktionen getroffen werden müssen. In solchen Situationen ist es besonders vorteilhaft, die Repräsentation des zugrunde liegenden Wissens anpassen und Entscheidungsmodelle auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen verwenden zu können. Weiterhin zeichnen sich menschliche Experten durch die Fähigkeit aus, neben unsicheren Informationen auch unscharfe Wahrnehmungen in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.
Klassische entscheidungstheoretische Modelle basieren auf dem Konzept der Rationalität, wobei in jeder Situation die nutzenmaximale Entscheidung einer Entscheidungsfunktion zugeordnet wird. Neuere graphbasierte Modelle wie Bayes'sche Netze oder Entscheidungsnetze machen entscheidungstheoretische Methoden unter dem Aspekt der Modellbildung interessant. Als Hauptnachteil lässt sich die Komplexität nennen, wobei Inferenz in Entscheidungsnetzen NP-hart ist. Zielsetzung dieser Dissertation ist die Transformation entscheidungstheoretischer Modelle in Fuzzy-Regelbasen als Zielsprache. Fuzzy-Regelbasen lassen sich effizient auswerten, eignen sich zur Approximation nichtlinearer funktionaler Beziehungen und garantieren die Interpretierbarkeit des resultierenden Handlungsmodells. Die Übersetzung eines Entscheidungsmodells in eine Fuzzy-Regelbasis wird durch einen neuen Transformationsprozess unterstützt.
Ein Agent kann zunächst ein Bayes'sches Netz durch Anwendung eines in dieser Arbeit neu vorgestellten parametrisierten Strukturlernalgorithmus generieren lassen. Anschließend lässt sich durch Anwendung von Präferenzlernverfahren und durch Präzisierung der Wahrscheinlichkeitsinformation ein entscheidungstheoretisches Modell erstellen. Ein Transformationsalgorithmus kompiliert daraus eine Regelbasis, wobei ein Approximationsmaß den erwarteten Nutzenverlust als Gütekriterium berechnet. Anhand eines Beispiels zur Zustandsüberwachung einer Rotationsspindel wird die Praxistauglichkeit des Konzeptes gezeigt.