Klassentreffen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Aus der Perspektive der Ehemaligen bedeutet das Klassentreffen neben dem Wiedersehen mit den ehemaligen Klassenkameraden auch eine Selbst-Begegnung – mit der eigenen Vergangenheit, mit Erfolgen und Misserfolgen im Leben, kurz: eine Begegnung mit der eigenen Biografie. Bei dieser Selbst-Begegnung und Biografisierung übernehmen die Ehemaligen wichtige Funktionen – als Zeugen und Rekonstrukteure der Vergangenheit, als Vergleichsfolie für den eigenen Lebensverlauf etc.
Die Selbst-Begegnung findet ihren Ausdruck in unterschiedlichen Biografisierungsmodi: in der Suche nach Selbstgewissheit, Bilanzierung, Selbst-Integration und biografischer Wandlung. Das Klassentreffen ist in diesem Sinne eine biografische (Gruppen-)Reise.
Die Forschungsrichtung ist zwischen der Ethnografie- und Biografieforschung angesiedelt; dementsprechend vielfältig sind die methodischen Zugangswege: von der teilnehmenden Beobachtung bis hin zu qualitativen biografischen Interviews mit BesucherInnen von Klassentreffen.
Den theoretischen Rahmen bilden neben dem Begriff der Biografisierung Kategorien wie Gedächtnis, Erinnerung und Generation. Das kollektive Gedächtnis ist der Mittelpunkt der Wir-Gemeinschaft und bildet die Basis für Biografisierungen. Die gemeinsame Rekonstruktion bzw. Erinnerungsarbeit im Kreise der Ehemaligen ist dabei ein wichtiges Mittel zur Kohäsion.
Die generationale Zugehörigkeit meint die Suche nach einem generationalen Wir, das sich in überschaubaren Generationseinheiten – als Generationen von SchülerInnen – zeigt.