Von 1996 bis 2001 wurden vom Zentrum für Sensorsysteme ZESS der Universität Siegen auf der Kläranlage Netphen mehrere F&E-Projekte durchgeführt. Die Kläranlage Netphen war in der Ausbaustufe von 1996 nicht in der Lage, zum 1.7.2001 gültig werdende Überwachungswerte sicher einzuhalten. Insbesondere die Messgrößen Ammoniumstickstoff (NH 4 -N) und Gesamtstickstoff (N ges ) waren kritisch.
Üblicherweise wird die Leistungssteigerung einer Abwasserreinigungsanlage durch
Neubau oder bauliche Erweiterung realisiert. Wie in dieser Arbeit beschrieben, können diese sehr kostenintensiven Maßnahmen häufig durch den Einsatz von preiswerteren regelungstechnischen oder verfahrenstechnischen Methoden vermieden werden.
Der verfahrenstechnische Ansatz, der Installation eines Lamellenabscheiders im
Belebungsbecken der Anlage bewirkt eine Feststoffvorabscheidung bereits dort und
erlaubt die Erhöhung der Mikroorganismenkonzentration im Belebungsbecken und somit grundsätzlich eine Leistungssteigerung der Anlage ohne gleichzeitig die Nachklärung zu überlasten.
In Zusammenarbeit mit Industriepartnern wurden mehrere Regelungsstrategien getestet. Unzulänglichkeiten der angewandten Methoden führten zur Entwicklung neuer, auf Fuzzy-Logik basierender Strategien zur Bestimmung einer zeitvariablen Führungsgröße für die Gelöstsauerstoffkonzentration im Belebungsbecken. Als leistungsfähigste Variante stellte sich eine Methode mit einem strukturumschaltbaren Fuzzy-Regler in der überlagerten Schleife einer zweischleifigen Regelkreisstruktur heraus. Sie berücksichtigt explizit die wichtigsten Zustandsgrößen des Prozesses (NH 4 -N- and Nges-Konzentration
im Belebungsbecken).
Die sichere Einhaltung der Überwachungswerte konnte erreicht werden und das
entwickelte System wurde im Herbst 2001 permanent auf der Kläranlage Netphen
installiert. Ein größerer Umbau oder gar Neubau der Anlage konnte dadurch vermieden werden.