Das Streben nach einem "lehramtsgerechten" Mathematikstudium reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. An den frühen Entwicklungen war Felix Klein unter anderem durch seine Vorlesungsreihe "Elementarmathematik vom höheren Standpunkte aus" maßgeblich beteiligt.
Die vorliegende Arbeit befragt Kleins Vorlesungsreihe auf ihre Intention, die innere Struktur sowie ihren Beitrag zu einem lehramtsgerechten Fachstudium, analysiert sie im Kontext der damaligen Situation und interpretiert sie mit Mitteln heutiger mathematikdidakischer Denkweisen:
Im Haupteil werden einerseits der Vorlesung zugrunde liegenden Prinzipien herausgearbeitet. Es kann dargelegt werden, dass Klein die Prinzipien bewusst einsetzt. Komplementär zu den Prinzipien werden andererseits von Klein eingenommene Perspektiven identifiziert, die den bei Klein angestrebten höheren Standpunkt spezifizieren.
Insgesamt lassen sich zwei Ausrichtungen der Vorlesung erkennen: Klein betrachtet sowohl "Elementarmathematik vom höheren Standpunkt" als auch "höhere Mathematik vom elementaren Standpunkt".
Durch den Vergleich mit alternativen zeitgenössischen Konzepten elementarmathematischer Vorlesungen wird Kleins Vorlesung einer Reflexion bezüglich ihrer Tragfähigkeit unterzogen. Die Kleinschen Prinzipien und Perspektiven erweisen sich zudem als geeignetes Analyseinstrument für einen systematischen Vergleich lehramtsspezifischer, elementarmathematischer Vorlesungen.