Obwohl viele natürliche Phänomene auf chemischen Prozessen beruhen, herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung eine antagonistische Sicht auf Chemie und Natur vor: Chemie wird ablehnend betrachtet und zumeist mit Industrie und Technik assoziiert; Natur ist dagegen äußerst positiv besetzt und wird häufig idealisiert und romantisiert. Eine Verbindung beider Konzepte wird kaum wahrgenommen. Diese Tendenzen werden einerseits in der Literatur vielfach beschrieben und konnten andererseits im Rahmen einer im Frühjahr 2013 durchgeführten Erhebung an Schulen im Raum Siegen und Olpe belegt werden. Eine solche antagonistische Vorstellung ist aus wissenschaftlicher und didaktischer Sicht nicht weittragend, stellt Chemie schlussendlich nur eine mögliche Sicht auf Welt und somit auch auf Natur dar.
Eine stärkere kognitive und emotionale Verknüpfung von Chemie und Natur könnte hier einen vielversprechenden Interventionsansatz des Chemieunterrichts darstellen. Das Unterrichtskonzept „…natürlich Chemie!“ stellt einen praktisch umsetzbaren Ansatz dar, mit dem verstärkt Naturbezüge in den regulären Chemieunterricht integriert werden können. Dabei sollen traditionelle Inhalte nicht verdrängt, sondern der Bezugsrahmen für den Chemieunterricht erweitert werden.
Da die Natur als stoffliche Grundlage unserer Lebensbedingungen in den Blick genommen wird, können zugleich Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung leicht integriert werden, was sowohl politisch gefordert ist als auch – vor dem Hintergrund der Ergebnisse der durchgeführten Erhebung – realgesellschaftlich geboten scheint.
In Anlehnung an das etablierte Unterrichtskonzept CHiK wurden drei Unterrichtseinheiten für die Sekundarstufen I und II entwickelt: (1) Süß und spannend – Honig im Fokus der Chemie, (2) Die Milch macht’s – ja was denn? und (3) Zu Risiken und Nebenwirkungen - Medizin aus der Natur.