Die auf den japanischen Geigenpädagogen Shinichi Suzuki (1898–1998) zurückgehende Suzuki-Methode gehört zu den bekanntesten Ansätzen in der Musikpädagogik. Weit weniger bekannt ist, unter welchen spezifischen Voraussetzungen die Suzuki-Methode in Japan entstanden ist und was sie als solche überhaupt definiert, denn ihr Erscheinungsbild ist in ihrer weltweiten Verbreitung keineswegs einheitlich. Auch, dass sie immer wieder ihrem Wesen nach als ‚japanisch‘ deklariert wird, ist auf der Grundlage dieser Untersuchungsergebnisse wohl eher ein Konstrukt als eine Erklärung.
Die Autorin zieht für ihre kritische Untersuchung die japanischen Originalquellen heran und arbeitet auf dieser Grundlage die ursprüngliche Konzeption Suzukis wieder heraus. Sie lotet dafür die Entstehungsprozesse des Konzeptes als komplexe Übertragungswege verschiedener Ideen im historischen und kulturellen Kontext aus. Dabei erweist sich die ,Methode‘ im Ergebnis keineswegs als einfacher ,Export‘ eines ausgereiften pädagogischen Konzeptes – vielmehr fand vor dem Hintergrund des japanischen Imperialismus sowie im Spannungsfeld unterschiedlicher kultureller Räume eine konfliktreiche und alles andere als gradlinige Entwicklung statt.
Ayako Ito folgt den keineswegs immer klaren Wegen der Suzuki-Methode durch wechselnde Übernahmen und Anpassungen hindurch und analysiert sie als ein kulturelles Phänomen, das erst durch mehrere Transkulturationsprozesse zu seiner heutigen Form gefunden hat.