Jeder gehört zu einer Generation. Aber zu welcher? Wer gehört noch dazu, wer nicht? Und was bedeutet das für den Einzelnen? Diese Fragen versuchen Autorinnen und Autoren immer wieder in verschiedenen Artikeln, Sachbüchern und Romanen zu beantworten. Die vorliegende Dissertation widmet sich den literarischen und expositorischen Darstellungen synchroner gesellschaftlicher Generationen, wobei ein Schwerpunkt auf Publikationen seit den 1990er Jahren gelegt wird. Sie bietet damit eine systematische literaturwissenschaftliche Analyse einer Gruppe von Texten, die bisher noch nicht umfassend erforscht worden ist.
Generationen bestehen nicht ‚an sich‘ als gesellschaftliches Faktum, sondern beginnen immer erst mit ihrer Benennung und Beschreibung zu existieren. Sobald eine bestimmte Generation als solche bezeichnet wird, ist es möglich, ihr gewisse festgelegte Eigenschaften und Merkmale zuzuschreiben. Im öffentlichen Diskurs wird 'Generation' Ende des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Erklärungs und Zuordnungsmuster.
Unter dem Begriff 'Generationsbücher' werden in der vorliegenden Arbeit Beschreibungen einer synchronen Generation definiert, die als erzählende Sachbücher (auto)biografische Elemente mit populärwissenschaftlichen Beobachtungen mischen. Sie behandeln den Werdegang einer definierten Generation und beschreiben deren typische Eigenschaften. Mit ihrem Anspruch, die konkrete, historische Wirklichkeit wiederzugeben und zu erfassen, stehen sie mit generellen Bestimmungen zum 'Sachbuch' (‚non fiction‘) und zu journalistischen Textsorten wie Reportage und Nachrichtenmagazingeschichte in Zusammenhang. Generationsbücher konstituieren Generationen nicht primär durch den Bezug auf konkrete politische oder ökonomische Ereignisse und/oder Ziele, sondern zeigen diese als geprägt durch die gemeinsame Erfahrung von Konsum, Lifestyle und die Rezeption von Populärkultur.
An neun exemplarisch ausgewählten Generationsbüchern wird gezeigt, auf welche Weise eine Generation im Text behauptet wird. Generationsbücher sind an einer Schnittstelle zwischen Sachbuch, journalistischem Schreiben und belletristischer Literatur einzuordnen. Sie werden durch verschiedene Gemeinsamkeiten geeint, die es erlauben, von einer „Gattung Generationsbuch“ zu sprechen. Die Merkmale dieser Gattung werden in der vorliegenden Arbeit differenziert dargestellt.