Der Arbeitsvermittlung kommt in der Industriegesellschaft eine hohe wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Stabilisierungsfunktion zu. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Entwicklung arbeitsmarktpolitischen Engagements der Kommunen Ende des 19. Jahrhunderts als Vorläufer staatlicher Beteiligung bei der Zusammenführung von Angebot und Nachfrage. Die Fokussierung auf Dienstleistungsstädte mit ihrem transparenteren Arbeitsmarkt ermöglicht einen genauen Blick auf die Motive kommunaler Arbeitsvermittlung jenseits bloßen Krisenmanagements. In Münster wie in Wiesbaden kann von einer in der Forschung angenommenen bewusst angestrebten Vermittlerfunktion öffentlicher Instanzen im gesellschaftlichen Konflikt nicht die Rede sein; im Gegenteil beschränkte man sich bewusst auf eine subsidiäre Rolle. Vor allem in der katholisch geprägten westfälischen Provinzhauptstadt sah man trotz objektiver Notwendigkeit keinen Grund zur Ausdehnung des kommunalen Aufgabenspektrums.