Anhand semistrukturierter Experteninterviews mit den Berufsgruppen Polizei, Rechtsanwalt-, Staatsanwaltschaft, Richter, Justizvollzug, Dolmetscher und psychologisch-psychiatrische Sachverständige werden - problem- und berufsgruppenzentriert - Probleme, aktuelle Handlungsmöglichkeiten und Forderungen bzgl. der interkulturellen Tätigkeit im deutschen Strafrecht untersucht. Berufsgruppenspezifisch zeigen sich Unterschiede in der Beschreibung der Besonderheiten interkultureller Arbeit, die überwiegend auf Seiten der beteiligten Personen und der Interaktion gesehen werden. Hinsichtlich der forensischen Begutachtung werden vor allem unangemessene Arbeitsgrundlagen sowie mangelndes oder falsches Kultur- und Sprachwissen kritisiert. Die Ergebnisse weisen auf Handlungsbedarf in den Bereichen Strukturqualität (Arbeitsgrundlagen etc.), Prozessqualität (Ausbildung, Vernetzung etc.) und Ergebnisqualität der interkulturellen Arbeit hin. Gefordert werden u.a. Problembewusstsein, Flexibilität, Einsatz muttersprachlicher Experten sowie Veränderung der gesellschaftlich-rechtlichen Rahmenbedingungen.