Wie und wodurch entstehen, gedeihen und zerbrechen - soziologisch gesehen - heute und in unserem Kulturkreis welche Arten von heterosexuellen Paarbeziehungen in ausgewählten Werken der belletristischen Literatur? Anders als früher, als Dritte und übergeordnete Institutionen hierbei noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden hatten, befinden heute die Akteure von Liebesbeziehungen weitestgehend selber darüber, ob sie sich aufeinander einlassen, wie sie ihre Beziehung gestalten und wie lange sie diese aufrecht erhalten. Die „kulturellen Imperative“, die solche Akteure je nach Herkunft aus ihrer Phylo- und Ontogenese in Form der Tradition oder Konvention gleichwohl noch mehr oder weniger stark in sich spüren, weisen besonders auf christlich-jüdische, christlich-bürgerliche und romantisch-bürgerliche Wurzeln hin. Die heutigen Akteure von Liebesbeziehungen ‚picken’ sich bewusst oder unbewusst für ihre Liebesordnungen bzw. Beziehungskisten, die sie zum großen Teil selber ‚stricken’, das heraus, mit dem sie sich am ehesten identifizieren können. Das führt zu Liebesordnungen, die je nach Glauben, Herkunft, Schicht, Bildung, Lebensstil, Geschmack und Weltanschauung der Akteure Montagen und Collagen aus allem sind. Liebe und Sex wecken, auch und gerade heute, Sehnsüchte, die Liebe und Sex gar nicht selber erfüllen können. Die Polonaise der Liebenden vom Sakrament und der Liebesordnung zur schnöden Beziehungskiste und dem „ganz normalen Chaos der Liebe“, vom Paradies im Jenseits zum Paradies auf Erden, von der ersten zur zweiten, dritten, vierten und n-ten Beziehungskiste, vom Liebestraum zur wirklichen Liebe, von dieser zum Liebestrauma oder von dort zurück will einfach nicht abreißen, und dafür gibt es bis auf weiteres gute Gründe.