Fälle unterlassener Hilfeleistung wurden in der Vergangenheit nicht nur von den Medien wiederholt aufgegriffen, sondern sind seit Mitte der sechziger Jahre zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Die Gefahr inadäquater oder unterlassener Hilfeleistung besteht vor allem in Situationen, die den Beteiligten nicht oder nur in geringem Maße vertraut sind. Unter pädagogisch-psychologischen Gesichtspunkten erscheint es daher sinnvoll, Gelegenheiten zur systematischen Auseinandersetzung mit hilfeleistungsthematischen Situationen zu schaffen. Da hierbei nur bedingt auf Realsituationen zurückgegriffen werden kann, muß nach Möglichkeiten für stellvertretende Erfahrungen gesucht werden. Eine solche Möglichkeit könnte in der textvermittelten Auseinandersetzung mit Problemen der Hilfeleistung bestehen. Ob und unter welchen Bedingungen Texte Erfahrungen zu vermitteln vermögen, die den in Realsituationen gewonnenen vergleichbar sind, wird hier auf der Basis entsprechender Rezeptionsuntersuchungen analysiert.