Mittels der Zusammenstellung umfangreicher Gruppen von Repliken gelang es, bislang nicht erkannte statuarische Darstellungen der Personifikation Agathe Tyche in verschiedenen Epochen zu rekonstruieren. Grundlegende Prämisse ist, dass es eine Vielzahl von römischen Statuen bzw. Statuetten gibt, die sich zu Replikengruppen zusammenfassen lassen, die nicht als singuläre römische Schöpfungen aufzufassen sind, sondern die auf ein gemeinsames griechisches originales Vorbild zurückgehen. Voraussetzung für die Rekonstruktion des Originals ist die Kopienrezension, wodurch die untersuchten Werke in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden. Der Typus der Fortuna-Tyche, der durch die vorliegende Arbeit rekonstruiert werden konnte, ist fast ausschließlich durch römische Repliken überliefert. Weibliche Angehörige des römischen Kaiserhauses benutzten gerne die hier behandelten Statuentypen, um sich porträtiert darstellen zu lassen. Es ist zu scheiden in einen Typus vom Ende des 5. Jhs., woraus im 4. Jh. der Nachfolgetypus hervorgeht. In hellenistischer Zeit gibt es Statuen, die ihrerseits wieder direkt an diesen Typus anknüpfen. Das rekonstruierte originale Vorbild erfährt jeweils eine kunsthistorische Einordnung und religionsgeschichtliche Aspekte der Bedeutung von Fortuna-Tyche werden beleuchtet.