Die Studie untersucht autobiographische Quellen der Reiseliteratur darauf hin, wie Menschen in der Fremde in psychische Krisen geraten und wie sie ihre Erfahrungen beschreiben. Durch die Verknüpfung von literarischen Zeugnissen und psychiatrischen Hintergründen werden aus individuellen Leidensgeschichten jene Erlebnisformen herausgearbeitet, die nicht nur Menschen mit psychischen Erkrankungen vertraut sind, sondern Dispositionen vieler Reisender berühren. Die Erfahrung der Fremde führt – wie sich zeigt – zu unterschiedlichen Varianten der Verstörung: Angst und Panik tritt auf, Dissoziationen verändern die Wahrnehmung, Wahngedanken und Psychosen graben sich tief in die Seele ein, Depressionen machen fast handlungsunfähig. Nirgends mehr als auf Reisen wird die Fragilität der eigenen Existenz deutlich. Gleichzeitig schafft die Erkundung ferner Welten aber auch eine bereichernde Entfremdung zu sich selbst, die notwendig ist, um die Möglichkeitsräume des eigenes Seins zu erforschen.