In den Rechts- und Sozialwissenschaften wird seit längerem die Etablierung und zunehmende Bedeutung von verpflichtenden Integrationspolitiken in der westlichen Welt beschrieben. Solche Politiken schreiben ImmigrantInnen bestimmte Handlungen oder den Nachweis bestimmter Kompetenzen vor, die der Integration dienen, und sanktionieren die Nichterfüllung der Vorschriften mit Geldstrafen oder dem Vorenthalten von Aufenthaltstiteln. Doch inwieweit dürfen Integrationserwartungen der Mehrheitsgesellschaft in sanktionierbares Recht überführt werden, und wie können entsprechende Eingriffe in die Freiheiten der ImmigrantInnen im Lichte der Politischen Philosophie gerechtfertigt werden? Der Beitrag argumentiert, dass sich verpflichtende Integrationspolitiken nur in genau zwei Fällen rechtfertigen lassen: Unter bestimmten Umständen können einerseits ImmigrantInnen, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können, und andererseits Immigrationswillige, die kein moralisches Recht auf Einwanderung haben, zu integrationsförderlichen Handlungen verpflichtet werden. In allen anderen Fällen sind verpflichtende Integrationspolitiken dagegen illegitim.
Titelaufnahme
- TitelIntegrationspflichten und die Rechtfertigung staatlicher Normen
- Verfasser
- Erschienen
- ProvenienzDie Veröffentlichung des Manuskripts erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Nomos Verlags.
- AnmerkungRechtsphilosophie. Zeitschrift für die Grundlagen des Rechts 7 (2021), 47-64Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft / Projektnummer: 390726036Funding organisation: Deutsche Forschungsgemeinschaft / Project number: 390726036
- SpracheDeutsch
- DokumenttypAufsatz in einer Zeitschrift
- Schlagwörter (DE)
- Schlagwörter (EN)
- URN
- DOI
- Das Dokument ist frei verfügbar
- Social MediaShare
- Nachweis
- IIIF
As empirical migration studies have repeatedly shown, since the late 1990s mandatory integration policies have steadily gained importance in Western societies. These policies require immigrants to take certain actions or to demonstrate certain competences that serve their integration. The failure to meet these requirements is sanctioned by financial penalties or by depriving immigrants of the permission to stay. However, is the majority society really allowed to enact as enforceable law their expectations that immigrants will integrate? How can the corresponding interference into the freedom of immigrants be justified in the light of Political Philosophy? The paper argues that mandatory integration policies are justifiable in two cases only. Under certain circumstances, immigrants who are not able to pay for their subsistence, as well as potential immigrants who do not have a moral right to immigrate, may be obliged to perform integration-promoting actions. In all other cases, mandatory integration policies are illegitimate.
- Das PDF-Dokument wurde 3 mal heruntergeladen.