Das Ziel der Arbeit ist es, einen funktionsorientierten Literaturbegriff vorzustellen, der sich
mit einem Begriff des Lesens aus konstruktivistischer Perspektive verbindet. Es wird
versucht, Literarisches Lesen als einen Kommunikatbildungsprozeß bezüglich schriftlicher
Medienangebote zu bestimmen, der es einem Leser ermöglicht zwischenmenschliche
Kommunikationsvorgänge zu simulieren, ohne daß der Leser Risiken eingehen muß, die im
Fall einer nicht erfolgreichen zwischenmenschlichen Kommunikation drohen könnten. Dabei
läßt sich der besondere Stellenwert des Literarischen Lesens darin sehen, daß das Literarische
Lesen dazu dient, die Medienkompetenz, die sich nicht nur auf medienbezogene Handlungen,
sondern auch auf die face-to-face Kommunikation bezieht, zu fördern und zu entwickeln. In
diesem Sinne bietet der funktionsorientierte Literaturbegriff eine bedeutende Perspektive für
die Medienpädagogik: Das Literarische Lesen kann und muß nicht nur in die Leseerziehung,
sondern auch in die Medienerziehung einbezogen werden.