Die Bindungsvalenz-Theorie ist eine unter Mineralogen bekannte Methodik, mittels derer es möglich ist, Kristallstrukturen auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen. Durch die Arbeiten z.B. von BROWN (1981, 2002) wurde der Anwendungsbereich dieser Theorie erweitert. Neuere Ansätze (z.B. Schindler et al. 2004 a,b) ermöglichen es nun Strukturen und Eigenschaften von Mineraloberflächen unter Berücksichtigung der Bindungsvalenz-Theorie neu zu interpretieren. Während ältere Theorien zum Kristallwachstum in der Mehrzahl interne Faktoren berücksichtigen (Bravais, Donnay & Harker, Hartman & Perdok), hat sich in jüngerer Zeit das Gewicht der Interpretation von Kristallformen auf die Untersuchung des Einflusses von externen Faktoren verlagert. Die in dieser Arbeit vorgestellte Herangehensweise (Bindungsvalenz-Defizit Model), erlaubt es nun beide Sichtweisen zu vereinheitlichen, so dass sowohl interne als auch externe Einflüsse auf das Kristallwachstum gleichermaßen berücksichtigt werden können.