Die Dissertation beschäftigt sich mit der Frage der sozialen Unterstützung im
Kommunikationsraum Internet, untersucht anhand einer Selbsthilfe-Newsgroup. Fundiert
durch Konzepte sozialer Unterstützung, der Austauschtheorien und einer eingehenden
Bestandsaufnahme der kommunikativen Besonderheiten werden sämtliche 120 Threads und
1055 Artikel einer Newsgroup in einem definierten Untersuchungszeitraum in mehreren
methodischen Schritten rekonstruktiv erforscht. In einer ersten quantitativen Inhaltsanalyse
werden ausgewählte Aspekte der Newsgroup-Kommunikation deskribiert, darunter auch der
Aspekt der expliziten Hilfenachfrage- und –gewährung. In einem zweiten qualitativen
methodischen Schritt werden die dabei ermittelten Hilfebeiträge unter Zuhilfenahme einer
Typologie sozialer Unterstützung dekodiert und kategorisiert. Auf der Basis der Ergebnisse
dieser beiden Schritte wird die weitergehende These formuliert, dass sich jenseits der
expliziten Hilfe latente bzw. implizite Unterstützungsleistungen finden werden auch in den
Beiträgen, die zuvor nicht als Hilfepostings verkodet worden waren.
In einem abschließenden dritten Untersuchungsschritt werden drei Threadsequenzen mit
insgesamt 42 Beiträgen einer qualitativen explikativen Inhaltsanalyse unterzogen. Dabei
bestätigt sich die These. Die Selbsthilfe-Newsgroup unterstützt u.a. als Beratungs- und
Informationsstelle, als Identitätswerkstatt, als Beziehungsagentur oder auch als Bühne zur
Selbstinszenierung. Andererseits besteht aber auch die Gefahr, dass die Substitution
defizitärer realräumlicher Beziehungen zu einem Moratorium des Stigmas beiträgt, weil
Tendenzen erkennbar sind, sich mit der Teilnahme an einer Newsgroup mit Gleichbetroffenen
eher noch stärker gegen die Menschen im sozialen Nahraum abzugrenzen.